Messung von Bakterien und Schimmeltest nach Wasserschaden
Messung von Bakterien und Keimen nach Wasserschaden
Bei einem Wasserschaden mit Abwasseraustritt aus einer Toilette oder aus anderen Abwasserinstallationen im Haus kommt es unvermeidbar zu einer Verschmutzung von Bauteilen mit Schimmel und Bakterien. Ein Schimmeltest ist dann oft angezeigt https://www.advisan.net/produkt/schimmelpilztest-mykofund/. Fäkalien und Fäkalkeime spielen aber ebenso eine Rolle. Am häufigsten betroffen ist der Fußboden. Schimmeltest und Messung von Bakterien nach einem Wasserschaden sind nur Erstmaßnahmen. Stellt man eine ernst zu nehmende oder schwere Kontamination mit Fäkalkeimen fest, ist u.U. ein Rückbau des betroffenen Fußbodens angezeigt.
Was aber versteht man unter einer „schweren Kontamination“? Und was wäre eine „geringfügige“ oder „vernachlässigbare“ Bakterienbelastung? Kann man so etwas überhaupt objektiv beurteilen oder anerkannt messen? Ab wann ist eine Verschmutzung mit Bakterien hygienisch inakzeptabel und deshalb ein Bauteilaustausch erforderlich und von der Versicherung einzufordern?
Schimmeltest, Messung von Bakterien und Gesundheit
In letzter Zeit werden neben der präsenten „Schimmelproblematik“ immer häufiger Bakterien als weitere Risikofaktoren bei einem Feuchteschaden in der Wohnung ins Spiel gebracht. Es ist schon seit langem bekannt, dass Bakterien völlig andere Wirkungen auf Menschen haben können als Schimmelpilze. Über gesundheitsgefährdende Noxen von Bakterien im Allgemeinen und deren Wirkungen in Zusammenhang mit einem Feuchteschaden in der Wohnung im Besonderen weiß man bei Bakterien aber eigentlich nur ganz wenig Konkretes.
So viel ist beim Thema Schimmeltest und Bakterien in der Wohnung aber ganz klar:
- Werden bei einem Wasserschaden Fäkalbakterien in einen Estrichfußboden eingetragen, kann man sie ohne einen Rückbau der gesamten Bodenfläche definitiv nicht mehr völlig beseitigten. Weder chemisch noch mechanisch oder physikalisch.
- Einzeller wie Bakterien und Hefen neigen generell nicht zum spontanen Übergang in die Luft. Sie sind dafür schlicht nicht gemacht. Die meisten Bakterien und Hefen wachsen fest substratgebunden. Auch die Vermehrung findet auf dem bewachsenen Substrat statt. Anders die Schimmelpilze: diese verbreiten sich über die Luft und bilden genau hierzu ihre vielen Sporen.
- Krankmachende Wirkungen oder das Potenzial der Schimmelpilze dazu ist hauptsächlich in den sensibilisierenden Wirkungen der Sporen zu sehen. Sporen sind vergleichsweise starke Allergene. Gesundheitliche Gefährdungen für den „normal exponierten“ Menschen in der Wohnung durch Bakterien indes gehen im Vordergrund von der Infektiosität aus.
- Es sind aber nicht alle Bakterien infektiös. Bakterien, die an einer feuchten Stelle in der Wohnung wachsen (z.B. Actinomyceten und Bazillen), sind z.B. nicht infektiös. Sie gibt es in allen Böden und in jedem Kehricht und in den Stäuben, die daraus entstehen, in enorm großer Zahl. In Konzentrationen, die in Wohnungen möglich sind, stellen ubiquitäre Bakterien beim Einatmen keine Gesundheitsgefahr dar.
Keime und Bakterien im Haus
Mit Abwasser vollgelaufene Fußböden und durchnässte Bauteile werden mehr oder weniger schnell von Bakterien und Pilzen besiedelt und „verkeimen“. Die Geschwindigkeit der Verkeimung hängt vor allem ab
- von der Beschaffenheit des Bauteils,
- dem Nährstoff- und Bakteriengehalt des ausgelaufenen Wassers sowie
- von vorherrschenden Temperaturen ab.
Bei Schmutzwasserschäden und einem Eintrag von viel löslicher Organik, Fäkalien und Massen an Bakterien ist eine „aktive Verkeimung“ schon innerhalb weniger Wochen möglich. Oder sogar zu erwarten. „Aktive Verkeimung“ soll heißen, dass die durch den Wasserschaden ins Bauteil eingetragenen Mikroorganismen durch Teilung neue Kolonien bilden und sich exponentiell vermehren.
Bei der Frage nach dem richtigen Umgang mit Abwasser im Fußboden, z.B. aus einer Toilette, macht die Menge den Unterschied: Eine Verschmutzung (d.h. Kontamination) mit Bakterien kann akzeptabel sein, wenn die Gesamtmenge der eingetragenen Bakterien überschaubar ist. Und wenn man noch keine Massenvermehrungen / erneuten Koloniebildungen feststellt. Sobald die eingetragenen Bakterien aber Kolonien bilden und sich dabei exponentiell vermehren, wird aus Akzeptablem schnell Inakzeptables. Was sind die entscheidenden Beurteilungskriterien, wie kann man Verkeimung messen?
Schimmeltest und Messung von Bakterien im Mikroskop
Ein gesicherter Nachweis, ob Material mit Sporen oder Bakterien verschmutzt (kontaminiert) oder schon von Pilzen und Bakterien bewachsen wird, gelingt beim Schimmeltest nur mit mikroskopischen Methoden. Auch wie dicht Bewuchs und Sporendichte gegebenenfalls ausfallen, kann man beim Schimmeltest am besten mit dem Mikroskop beurteilen. Dieses Verfahren ist auch schnell und kostengünstig und deshalb ohne jeden Zweifel das Verfahren der Wahl https://www.advisan.net/produkt/schimmelpilztest-mykofund/
Mit transparenten Klebefilmen („Tesafilm“) nimmt man eine Abdruck-Kontaktprobe von der Verdachtsfläche. Diese wird beim Schimmeltest im Labor kurz angefärbt und das ganze anschließend im Mikroskop auf Art und Ausmaß der Kontamination geprüft.
Eine exakte Angabe der Bakterienzahl oder Sporendichte in der Fläche ist mit mikroskopischen Methoden zwar nur orientierend, günstigstenfalls halbquantitativ möglich. Dies liegt an dem kleinen Flächenausschnitt, den man im Mikroskop anschauen kann, und der großen Schwankungen der Zell- und Sporendichte auf Wachstumsuntergründen begründet. Bewuchs und / oder Kontaminationen lassen sich im Mikroskop aber beschreiben. Dies macht große Informationszugewinne möglich. Wie z.B. „Sporenmenge mäßig groß, Sporen und Zellen überwiegend deformiert oder geschrumpft, degenerierter Altschaden wahrscheinlich“ o.Ä..
Infektiöse Bakterien und Fäkalkeime im Mikroskop
Nur ein sehr geübtes Auge kann beim Schimmeltest an Materialproben, die z.B. aus einem Fußboden stammen, im Lichtmikroskop auch einzelne Bakterien erkennen. Infektiöse Bakterien z.B. aus einer Toilette und nicht-infektiöse Bakterien, wie ubiquitäre „Schmutzkeime“, kann man an Proben aus einer Wohnung im Mikroskop nicht unterscheiden. Oder zumindest nicht zuverlässig. Das ist allerdings auch nicht notwendig. Es ist nämlich so:
Abb. 1: Kolonien von Hauskehricht-typischen Bakterien auf einem Kulturmedium |
Bakterien benötigen zur Vermehrung viel Feuchtigkeit und sind auch zum Überleben darauf angewiesen. Bei limitierter Feuchtigkeit in der Wohnung sind vor allem Schimmelpilze in der Lage, zu wachsen und sich zu vermehren.
Infektiöse Bakterien können sich außerhalb des menschlichen Körpers nicht nur nicht vermehren. Sie sterben sogar ziemlich schnell ab. Die Infektiosität von Bakterien geht mit dem Übergang aus dem menschlichen Körper in das Bauteil sozusagen sofort verloren. In einem überfluteten Fußboden können Bakterien auch keine für den Menschen toxischen Verbindungen mehr synthetisieren.
Bakterien an der Wand und Gesundheit
Bakterien an der Wand stellen keine direkt fassbare Gesundheitsgefahr dar. Das wichtigste und entscheidende Kriterium im Zusammenhang mit Fragen zur gesundheitlichen Gefährdung bei Schimmel und Bakterien in der Wohnung nach einem Wasserschaden ist generell die Atemluftqualität. Alle Keime in einem Biofilm, seien es Bakterien, Hefen oder Pilze, haben folgendes gemein: Sie bilden sozusagen keine leicht luftgängigen Sporen, die eingeatmet werden könnten. Eine bedeutende mikrobielle Belastung der Wohnraumluft ist selbst bei flächigen Biofilmbildungen z.B. an der gefliesten Wand nicht möglich. Fäkalienbelastete Bauteile z.B. in einem Estrichfußboden nach einer Abwasserhavarie sind da keine Ausnahme.
Schimmelpilzkolonien, die zwar Massen an Sporen tragen, aber verdeckt in einem Fußboden wachsen, sind in bestimmten Fällen zumindest theoretisch in der Lage, die Raumluft, die wir atmen, zu verschmutzen. Und die Gesundheit dadurch u.U. zu beeinträchtigen. Ob die Pilze noch vital sind oder bereits ausgetrocknet und tot, ist dabei unwichtig. Auch abgestorbene Schimmelpilzsporen können noch sensibilisierend wirken. Deshalb sollte man eine rückstandslose Entfernung bei einer Schimmelbeseitigung immer anstreben.
Bei Bakterien ist das grundsätzlich anders. Diese Organismen bilden keine sensibilisierenden Sporen, die zudem zum Übergang in die Luft neigen. Insofern kann man sagen, dass Bakterien unter lufthygienischen Aspekten in einem Fußboden nichteinmal theoretisch eine Gesundheitsgefahr für Bewohner darstellen können. Trocknet das mikrobiell belastete Bauteil ab, sterben die Bakterien unvermeidbar ab. Luftgängige und gesundheitsgefährdende Rückstände werden dabei nicht gebildet.
Fassbare nachteilige Wirkungen durch Bakterien an der Wand und in überfluteten Fußböden sind nur dann zu erwarten, wenn es zu erneuten Koloniebildungen und Emissionen von unangenehm riechenden Stoffwechselprodukten kommt.
Wenn ein Bauteil also nicht mit Bakterien verschmutzt oder schwerer belastet ist, weil sich daran bereits Bakterienkolonien gebildet haben, gibt es für Rückbaumaßnahmen aus gesundheitlichen Gründen eigentlich kein Argument. Nur unangenehme bakterielle Gerüche und ästhetisch-hygienische Gesellschaftskonventionen können als berechtigte Gründe für Rückbaumaßnahmen anerkannt werden.
Bakterien an der Wand und ästhetisches Empfinden
Über die Frage der Innenraumluftqualität hinaus gibt es nämlich das individuelle und nicht konkretisierbare Bedürfnis des Menschen, in einem „sauberen Umfeld“ zu wohnen. Weiter fortgeschrittene Stadien der mikrobiellen Stoffdegradation – landläufig als „Vergammeltes“ bezeichnet – sind sind in Wohnhäusern heutzutage ebensowenig erwünscht wie Kontaminationen mit Fäkalkeimen in der großen Fläche .
Es versteht sich von selbst: Es ist nicht möglich, mit Ästhetik als Beurteilungsparameter zu objektiven Schadenseinstufungen und „immer richtigen“ Handlungsempfehlungen zu gelangen. Standardisierte, allgemeingültige Befundbemaßstabungen sind in Zusammenhang mit dem Begriff Ästhetik nicht möglich.
Messung von Bakterien und Maßnahmen
Ohne freies Wasser, das gezielt entnommen und qualifiziert auf das Vorhandensein und ggf. die Menge an Fäkalkeimen überprüft werden kann, ist ein gesicherter Nachweis, ob fäkalienbelastetes Wasser in relevanten Mengen eingetragen wurde oder nicht, nicht möglich. Hat man kein Wasser zur Prüfung zur Verfügung, gibt es als einziges Hilfsmittel zur Einschätzung des Bedarfs an vorsorglichen Rückbaumaßnahmen wegen einer (möglichen / wahrscheinlichen) Fäkalien- bzw. Fäkalkeimbelastung die Geruchsprüfung auf Hausabwasser-typische („fäkaltypische“) Gerüche.
Es kann nur empfohlen werden, den Fußboden nach einem Fäkalwassereintrag unverzüglich technisch zu trocknen, um Massenvermehrungen von Mikroorganismen und unangenehme Gerüche dadurch sofort zu unterbinden. Trocknungsunternehmen sollten angewiesen werden, Bohrungen im Estrich vor Ort auf Geruchsauffälligkeiten zu prüfen. Nur wenn Gerüche feststellbar sein sollten, die einen konkreten Verdacht auf Einträge von fäkalienbelastetem Wasser begründen, müsste die Vorgehensweise in einer Schadensangelegenheit neu überdacht werden.
Sollte man im Zuge der Bohrkernsetzung auf stehendes Wasser auf einer Betonsohle unter der Estrichdämmung treffen, könnte man Folgendes versuchen: man entnimmt eine Probe davon mit einer sterilen Spritze und lässt es qualifiziert bakteriologisch auf die Fäkalkeimbelastung prüfen.
Trocknungsunternehmen unterbreiten immer wieder den Vorschlag, die zur Trockenlegung der Fußböden konditionierte Prozessluft zum Zweck der Beseitigung von Gerüchen zusätzlich mit Oxidantien, wie z.B. Wasserstoffperoxid, zu versetzen. Hier kann man fachlich keine Einwände haben.
Des Weiteren wird generell eine Messung von Bakterien empfohlen. Das ist nicht unbedingt aufwändig und teuer. Man kann die Unterseiten der dem Fußboden zur Trockenlegung entnommenen Dämmstoffproben für einen Test und die Messung von Bakterien benutzen ttps://www.schimmelpilz-messungen.de/2018/11/07/testen-und-messen-von-schimmel-aktuelle-verfahren-schimmeltest/ Eine stichpunkthafte Messung von Bakterien ist ausreichend. Mikroskopische Methoden zur Überprüfung auf Pilz- und Bakterienanhaftungen werden empfohlen. Die vom UBA vorgeschlagenen Verfahren des Waschens von Materialproben und der umständlichen Kulturanlegung bei der Laborprüfung werden hier aber definitiv nicht angeraten!
Anmerkung:
Der Autor ist bei der IHK Hannover Öffentlich bestellt und vereidigt als Sachverständiger für Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen. Dr. Thomas Missel ist Mikrobiologe und hat am Institut für Tierhygiene der Tierärztlichen Hochschule Hannover promoviert. Er ist seit 1998 als Gutachter im Fachbereich Schimmel und Hygiene nicht nur in Hannover und Niedersachsen, sondern deutschlandweit tätig.