Bild 4 Schimmeltest im Pferdestall

Schimmeltest im Pferdestall – Schimmel im Stall selbst messen

Schimmeltest im Pferdestall und Schimmel selbst messen

Wenn ein Pferd ständig Probleme mit Husten oder verminderter Leistungsfähigkeit hat, kann eine schlechte Stallluftqualität die Ursache sein. Wenn sich die Verdachtsmomente für Schimmel als Ursache der gesundheitlichen Tierprobleme erhärten, kann man einen Gutachter mit einem Schimmeltest für die Luft im Pferdestall beauftragen. Die Kosten für einen gutachterlichen Schimmeltest sind allerdings beträchtlich. Schnell kommen dabei mehrere hundert Euro zusammen. Ein negativer Befund bei dem Schimmeltest durch den Gutachter erfreut zwar den Tierhalter. Auf den Kosten indes wird er aber wahrscheinlich sitzen bleiben – und die Ursache für die gesundheitlichen Probleme beim Tier sind außerdem immer noch nicht gefunden.

In diesem Beitrag stellen wir den Schimmeltest MYKOFUND für den Pferdestall zum selbst machen vor. Mit diesem Schimmeltest kann man prüfen, ob ein Pferdestall übermäßig mit Pilzen belastet ist und ob diese Belastung durch „Stall-typische“ oder „Stall-untypische“ Pilze hervorgerufen wird. Der Schimmeltest für den Stall stellt fest, wo die Quellen der Stallverunreinigungen zu suchen sind und gibt Empfehlungen zur Quellenbeseitigung.

MYKOFUND AGRAR

Der sedimentierte Stallstaub birgt viel Information

Die Staub- und Schimmelbelastungen in Pferdeställen sind naturgemäß sehr großen Schwankungen unterworfen. Stallluftqualitätsüberprüfungen mit Luftkeimsammelgeräten sind deshalb immer nur eine kurze Momentaufnahme. Eine solche kann natürlich kein verlässliches Bild der längerfristigen Belastungssituation in einem Stall zeichnen. Siehe heirzu auch https://www.advisan.net/schimmelpilze-in-der-raumluft-messen/. Materialprüfungen auf Schimmel z.B. im Tierfutter oder in der Einstreu sind relativ aufwändig und bei systematischer Herangehensweise fast genauso kostenintensiv. Futtermittelanalysen bilden überdies immer auch nur die hygienische Situation in einer ganz bestimmten Futtercharge ab. Was mögliche Auswirkungen einer verpilzten Futtercharge auf die Stallluftqualität betrifft, lässt sich anhand einer Futtermittelanalyse auf Schimmel zuletzt oft nicht sagen.

Demgegenüber sind im sedimentierten Staub unglaublich viele Informationen über die hygienischen Verhältnisse in zurückliegender Zeit im Pferdestall gespeichert! Auch in Sachen Schimmel. Alles Feststoffliche, was sich einmal in der Stallluft befand, findet sich früher oder später größtenteils im sedimentierten Stallstaub wieder. Mit anderen Worten: Ist ein Pferdestall mit einem ernst zu nehmenden Schimmelproblem behaftet, lässt sich dieses Problem ohne weiteres anhand einer qualifizierten Prüfung des Stallstaubes auf entsprechende Indikatoren nachweisen.

Im Pferdestall gibt es unterschiedliche Arten eines Schimmelbefalls

Die häufigsten Schimmelpilzquellen im Pferdestall sind:

  • feucht gewordene und verpilzte Einstreu
  • verdorbenes Futter
  • pilzbewachsener Stallstaub auf Oberflächen
  • Schimmelpilzbefall an Stallbauteilen

Einstreu in Pferdeställen ist ebenso wie Rauhfutter generell und unvermeidbar mit Schimmelpilzen behaftet. Einstreu und Futter im Pferdestall sind schließlich organische Naturprodukte. Im Regelfall finden sich an „normal pilzbelastetem“ Einstreu- und Futtermaterial vorzugsweise ubiquitäre „Schwärzepilze“. Sehr dominant ist dabei die Schimmelpilz-Gattung Cladosporium. Untergeordnet finden sich an der Einstreu und am Futter Pilze der Gattungen Alternaria, Wallemia und andere „Schwärzepilze“. In länger feucht gehaltenem pflanzlichem Material kommt es nicht nur zur Massenvermehrung vorgenannter „Stall-typischer“ Pilze. Auch „Stall-untypische“ Pilze, von denen einige als für das Tier gefährliche Toxinproduzenten bekannt sind, können sich dann explosionsartig vermehren. Besonders häufig finden sich in verpilztem Material in Pferdeställen Schimmelpilze der Gattungen Aspergillus, Penicillium und Eurotium. Vgl. https://www.schimmelpilz-messungen.de/2017/07/06/in-der-umwelt-schimmelpilze-messen/

Im Pferdestall gibt es generell ziemlich viele Schimmelpilze

In jedem Pferdestall finden sich Schimmelpilze in der Luft. Im Regelfall misst man in Pferdeställen sogar recht hohe Schimmelpilzbelastungen. Viel höhere jedenfalls, als z.B. in Wohnräumen oder außen. Bei einer Stallstaubaufwirbelung und Bewegung, Kompression und Abrieb des organischen Futter- und Einstreumaterials, das sich in Pferdeställen befindet, gehen Schimmelpilze demgemäß und unvermeidbar in großer Zahl in die Luft über.

Bild 1 Schimmeltest im Pferdestall

Bild 1 Schimmeltest im Pferdestall

Bild 1 Schimmeltest im Pferdestall

Abb.1: Älterer Sedimentstaub im Mikroskop beim Schimmeltest im Pferdestall, 40-fach optisch vergrößert. Der Staub besteht fast nur aus Schimmelpilzsporen und Myzelfragmenten von Schimmelpilzen

Die hohe „Hintergrundbelastung“ in Pferdeställen macht einen qualifizierten Schimmeltest mit den heute gängigen Kulturverfahren (z.B. Abklatsch, Sedimentationsplatten, Impaktions-Luftkeimsammler) unmöglich. Siehe hierzu https://www.advisan.net/testen-und-messen-von-schimmel-in-der-wohnung/. Die Mikroskopie ist in Pferdeställen das Schimmelpilz-Nachweisverfahren der Wahl.

Form der Sporen gibt entscheidende Hinweise auf die Quelle

Die Sporen der „Stall-typischen“ und „Stall-untypischen“ Pilze unterscheiden sich im Mikroskop sehr deutlich. Während die einen relativ groß, eher unregelmäßig geformt und sehr dunkel pigmentiert sind (daher übrigens die Bezeichnung „Schwärzepilze“), sind die anderen demgegenüber wesentlich kleiner und mehr oder weniger kugelig rund geformt.

Bild 2 Schimmeltest im Pferdestal

Bild 2 Schimmeltest im Pferdestal

Abb.2: Frischer Sedimentstaub im Mikroskop beim Schimmeltest im Pferdestall, 40-fach optisch vergrößert. In dem Staub finden sich sehr viele Schimmelpilzsporen von „stalltypischen Schwärze-Schimmelpilzen“. Nicht pilzliche Stallstaubpartikel sind wenige zu finden. Hier gibt es ein Problem!

Bild 3 Schimmeltest im Pferdestall

Bild 3 Schimmeltest im Pferdestall

Abb.3: Frischer Sedimentstaub im Mikroskop beim Schimmeltest im Pferdestall, 40-fach optisch vergrößert. In dem Staub finden sich weit überwiegend „Stall-untypische“ Schimmelpilzsporen der Form Aspergillus / Penicillium. Auch hier gibt es ein Problem, wahrscheinlich mit dem Futter.

Findet man im Stallstaub gehäuft „Stall-untypische“ Sporenformen, ist dies ein deutlicher Hinweis auf ein „Schimmelproblem“ durch verpilztes Futter oder durch einen Pilzbefall an Stallbauteilen. Oder weil sich viel zu viel Stallstaub angesammelt hat, der hygroskopisch ist, Feuchtigkeit bindet und z.B. von Aspergillus-Schimmelpilzen bewachsen wird. Findet man demgegenüber übermäßig viele „Stall-typische“ Pilze im Stallstaub (v.a. „Schwärzepilze“), gibt dies einen deutlichen Hinweis auf einen Schimmelpilzbefall in der Einstreu und / oder im Rauhfutter. Siehe hierzu auch https://www.schimmelpilz-messungen.de/2018/11/05/schimmel-im-pferdestall-messen/ .

Wie funktioniert der Schimmeltest im Pferdestall?

Die im sedimentierten Stallstaub enthaltenen Schimmelpilzsporen werden im Mikroskop gezählt. Nicht nur die Gesamtsporenzahl wird bestimmt. Auch das Sporenspektrum wird detailliert untersucht. „Stall-typische“ Sporen und „Stall-untypische“ Sporen werden jeweils separat bestimmt. Die jeweiligen Sporenzahlen der unterschiedlichen Typen werden ins Verhältnis zu den nicht-pilzlichen Stallstaubpartikeln in der Probe gesetzt. Um die ganzen Analysenergebnisse vernünftig auswerten zu können, muss man natürlich das Alter des untersuchten Stallstaubes genau kennen. Das macht man bei diesem Schimmeltest so:

Mit dem Test bekommt man zwei sterile Staubfangschalen zugeschickt, die zum Schimmeltest geöffnet einige Zeit in dem Stall aufgestellt werden. Je nach Staubaufkommen und Durchlüftung des Pferdestalls muss man etwa zwei bis fünf Sammeltage veranschlagen. Eine rein weiße Kontrollfläche innerhalb der Staubfangschale wird mit Staub beladen und verfärbt sich dunkel. Diese Fläche verrät, ob sich für eine Laborauswertung schon genug Stallstaub angesammelt hat, oder ob länger gemessen werden muss. Hierzu hält man eine farblich entsprechend abgetönte Referenzfläche, die sich in der Testsendung befindet, dagegen. Sobald genug Stallstaub gesammelt ist, nimmt man mit den beiden Tesa-Klebefilmstreifen in der Testpackung zwei Kontaktproben des Staubes von der Sammelfläche ab. Nach Rücksendung des Test-Kits wird der gesammelte Staub im Labor wie oben beschrieben mikroskopisch geprüft und die Sporen werden ausgezählt.

Sollte sich das vermutete „Schimmelproblem“ im Stall anhand der Messergebnisse bestätigen, kann unverzüglich die gezielte Quellenermittlung und -beseitigung eingeleitet werden. Dies ist im einfachsten Fall denkbar durch Austausch der Einstreu oder des Futters, kann im Einzelfall aber die Hinzuziehung eines qualifizierten Gutachters für Bauphysik oder labortechnische Futtermittelkontrollen erforderlich machen.

Zusammenfassung der Vorteile Schimmeltest im Pferdestall

Der Schimmeltest MYKOFUND-AGRAR zum selber machen im Pferdestall liefert belastbare Daten zur hygienischen Situation im Stall. Die Sedimentstaubprüfung implementiert überdies retrospektive Elemente in die hygienische Bestandsaufnahme. Sie gleicht auch kurzfristige Sporenbelastungsschwankungen im Stall aus. Die Prüfergebnisse sind dadurch mit einer größeren Belastbarkeit behaftet als beispielsweise aufwändige Prüfungen der momentanen Stallluftqualität mit Luftkeimsammlern. Kurz gesagt ist der Schimmeltest MYKOFUND-AGRAR ein vorgutachterliches und kostenoptimiertes Instrument zur Bestätigung eines konkreten Verdachtsmoments oder zum Ausschluss eines Schimmelproblems im Stall.

Inhalt und Leistungsumfang vom Schimmeltest für den Pferdestall:

  • leicht verständliche Gebrauchsanleitung
  • 2 sterile Spezial-Sammelschalen zur Stallstaubsammlung
  • 2 Stück Klebefilm-Kontaktproben zur differenzierten Sporenzählung
  • Porto und Versand des Schimmeltests zum Besteller
  • Mikrobiologische Auswertung der Proben
  • schriftlicher Prüfbericht mit Handlungsanweisung im gegebenen Fall
Bild 4 Schimmeltest im Pferdestall

Bild 4 Schimmeltest im Pferdestall – Schimmeltest MYKOFUND-AGRAR

Anmerkung: Der Autor dieses Artikels, Dr. Thomas Missel, ist promovierter Mikrobiologe (Schwerpunkt: Mykologie), bereits 20 Jahre in Hannover und Niedersachsen als Gutachter tätig und bei der IHK Hannover Öffentlich bestellt und vereidigt als Sachverständiger (seit 2006). Bestellungsgebiet bei der IHK ist: Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen.

Fachliche Detailinformationen zum Thema „Schimmel im Pferdestall messen“:

https://www.schimmelpilz-messungen.de/2018/11/05/schimmel-im-pferdestall-messen/

Der Preis für den Schimmelpilztest MYKOFUND-AGRAR beträgt 76,90 Euro, dabei inklusive der Versandkosten zum Kunden und 19% MwSt.

Bestellung vorläufig per Email auf dem Kontaktformular dieser Seite oder per Mail direkt unter info@schimmelpilz-messungen.de

oder vorläufig telefonisch beim Labor für Arbeits- und Umwelthygiene unter 05139 – 9824 501

Bestellung im Onlineshop unter https://www.advisan.net/shop/

Schimmelpilzkulturen auf einer Petrischale

Schimmel in der Wohnung testen und messen – Schimmeltest Methoden

den Schimmeltest zum selbst machen bei Schimmel in der Wohnung kaufen Sie im Shop der ADVISAN Dr. Missel GmbH für 99,90 € inkl. MwSt. unter
https://www.advisan.net/produkt/schimmelpilztest-mykofund/

Testen und messen von Schimmel an Flächen – Übersicht Schimmeltest

Dieser Beitrag gibt einen Überblick über die zum testen und messen von Schimmel in Innenräumen derzeitig zur Verfügung stehenden Nachweisverfahren. Der Beitrag zeigt die Möglichkeiten und Grenzen der verschiedenen Methoden beim Schimmeltest auf und bietet damit eine Hilfestellung bei der Auswahl des geeigneten Schimmeltests in dem sehr breiten Analysenspektrum dieses Dienstleistungssektors (siehe auch https://www.schimmelberatung-niedersachsen.de/informationsbeitrag-schimmelpilz-test/).

 Anwendung der Begriffe „Befall“ und „Bewuchs“ beim Schimmeltest

Testen und messen von Schimmel und Bakterien ist auf sehr vielfältige Weise möglich. Den eigentlichen Nachweis von Schimmelpilz im Labor bewerkstelligen verschiedene Laborprüfinstitute beim Schimmeltest zwar auf recht einheitliche Weise. Die Bewertung der Analysenbefunde des Schimmeltests durch einzelne Institute kann heutzutage aber sehr unterschiedlich ausfallen. In vielen Gutachten, die zum Thema Schimmeltest auf Innenraumoberflächen angefertigt wurden, wird z.B. bereits von „Befall“ gesprochen, wenn Schimmelpilze und / oder Bakterien auf Oberflächen überhaupt nachweisbar sind. „Befall“ ist allerdings beim Schimmeltest eine sehr leicht missverständliche Formulierung. Steht sie doch für etwas „Aktives“. „Befall“ ist ein (umgangssprachliches) Synonym für Bewuchs. Bewuchs ist beim Schimmeltest nur dann einigermaßen sicher belegt, wenn man  z.B. (Myzel-) Zellen und / oder Sporenträgern bei mikroskopischen Untersuchungen nachweist. Oder eine „Rasenbildung“ auf Kulturmedien bekommt. Ist dies nicht der Fall,  sollte man beim Schimmeltest besser von einer mikrobiellen Verunreinigung oder einer Kontamination sprechen.

Testen und messen von Schimmel in der Wohnung: Man praktiziert beim Schimmeltest heute folgende Verfahren zur Qualifizierung und Quantifizierung von Schimmelpilzen auf Oberflächen im Innenraum:

  • Abklatschtests
  • Abstrich- und Tupferproben
  • Waschen / Eluieren von Materialproben
  • Klebestreifen-Kontaktproben

Auch das mikrobiologische Labor Dr. Missel des Verfassers führt heute diese Verfahren zum Schimmeltest vor Ort durch. Siehe hierzu https://www.schimmelpilz-messungen.de/schimmelpilztest/

Testen und messen beim Schimmeltest mit Abklatschproben

Die Bestimmung kultivierbarer (= noch lebender) Schimmelpilze z.B. an Bauteilen oder Gegenständen macht man beim Schimmeltest üblicherweise mit Abklatschproben. Diese Kontaktproben enthalten Nährmedien, die zum Schimmeltest für kurze Zeit auf eine Oberfläche gedrückt und wieder entnommen werden. Bestandteile der Schimmelpilzkolonien bleiben an den Nährmedien haften und wachsen nach Bebrütung im Labor zu neuen Kolonien aus, die man genauer bestimmen und / oder zählen kann.

Testen und messen von Schimmelpilzen - Abklatschtest
Bild 1: Abklatschmessung an Hausstaub Bild 2: Abklatschmessung von der Wand

Eine exakte Messung der Pilzdichte auf einer Oberfläche ist mit dieser Methode nicht möglich. Aufgrund der hohen Empfindlichkeit der mikrobiologischen Kultivierung kann man nur geringe bis mäßig starke Verschmutzungen von Oberflächen durch Pilzsporen quantitativ darstellen.

Was ist mit einem Abklatsch beim Schimmeltest überhaupt messbar?

Zum testen und messen von Schimmel mit Abklatschproben folgendes Beispiel:

Die maximal zählbare Koloniedichte auf einem festen Nährmedium ist bei Schimmelpilzen – je nach Pilzart und Sehkraft des Untersuchers / Vergrößerung – bis etwa 20 Einheiten pro cm2. Unterschiedliche Bewuchsdichten (z.B. Frühstadium ↔ ausgewachsene Pilzkolonie ↔ intensiver und dichter Bewuchs) auf Oberflächen kann man mit einem Abklatsch beim Schimmeltest i.d.R. nicht messen. Aufgrund der enormen Zell-[1] und Sporenmengen, die von Mikroorganismenkolonien auf kleinster Fläche gebildet werden – Millionen Einheiten pro cm2 oder mehr sind z.B. bei Schimmelbewuchs auf Tapeten immer möglich – kommt es auf Abklatschproben beim Schimmeltest bereits im sehr frühen Wachstumsstadium zur „Rasenbildung“. Die Massenbildung von Sporen hat dann u.U. überhaupt noch nicht begonnen.  Von Rasenbildung spricht der Mikrobiologe, wenn die gesamte Oberfläche der Abklatschprobe beim Schimmeltest einheitlich bewachsen ist. Einzelkolonien kann man dann nicht mehr unterscheiden.

Testen und messen von Schimmel auf Oberflächen mit Abklatschproben ist deshalb immer eine halbquantitative Messung. Diese erlaubt nur bei sehr günstigen Bedingungen[2] bei einem Schimmeltest eine „Konzentrationsangabe“ in mehreren Konzentrationsstufen.

Mögliche „Konzentrationsangaben“ beim Abklatsch-Schimmeltest

Beim testen und messen von Schimmel mit Abklatschproben kann man „Konzentrationsangaben“ wie folgt treffen. Hier geht es um „befallstypische“ Schimmelpilze wie z.B. Penicillium chrysogenum, Aspergillus versicolor oder Cladosporium cladosporioides:

Kategorie        Koloniedichte                       Befundbewertung beim Schimmeltest

0                    0 Kolonien/cm2                     nicht sporenbelastet

1                    0-1 Kolonie/cm2                     sehr gering mit Sporen einer Art belastet

2                   1-5 Kolonien/cm2                   erhöhte Belastung mit Sporen einer Art

3                   5-20 Kolonien/cm2                hohe Belastung mit Sporen einer Art, sehr früher Bewuchs ist möglich

4                   > 20 Kolonien/cm2                starke Kontamination, früher Bewuchs oder degenerierter Altschaden

5                   Rasenbildung(*)                      Pilzmyzelbewuchs oder schwerere Kontamination

(*)        Einzelkolonien nicht mehr unterscheidbar

Die folgende Abbildung zeigt Abklatschproben von diversen Flächen nach 2-tägiger Bebrütung im Labor.

Bild 3: Abklatschproben mit unterschiedlichen Koloniedichten von Penicillium-Spezies (hier: P. chrysogenum)

Testen und messen beim Schimmeltest mit Abstrichuntersuchungen

Eine weitere Möglichkeit zum testen und messen von Schimmel und Bakterien an Bauteilen und Gegenständen ist die Abstrichuntersuchung. Sie verwendet sterile Tupfer. Die Abstrichprobe streicht man beim Schimmeltest im Labor auf einem Nährmedium aus. Die anhaftenden Schimmelpilze und Bakterien gehen auf die Nährmedien über und wachsen zu Kolonien aus, die man dann  genauer differenzieren („artenbestimmen“) kann.

Bei der Abstrichmethode handelt es sich um eine qualitative Messung. Das heißt, im Vordergrund steht bei diesem Schimmeltest die gezielte Austestung auf ganz bestimmte Mikroorganismen. Quantitative Messungen, also die Messung einer Bewuchsdichte und Bewuchsintensität, kann man mit der Tupfer-Abstrichmethode nicht oder nur sehr eingeschränkt machen. Zum löst sich ein erheblicher Teil der Biomasse, die dem Probenahmemedium nach der Probenahme anhaftet, beim Abstrich auf das Kulturmedium nicht wieder vom Tupfer ab. Zum anderen erzeugen kleinere, punktuelle Kolonien, die bei der Kontaktprobenahme ggf. aufgenommen wurden, beim Ausstreichen auf dem Nährmedium u.U. sehr viele Sekundärkolonien. Dies täuscht dann eine entsprechend hohe Mikroorganismendichte auf der gesamten Abstrichfläche vor. Es gilt daher: Je größer man die Abstrichfläche und je kleiner man die Probenanzahl wählt, desto schwerer kann man Aussagen über die Verteilung der entnommenen Biomasse auf der betreffenden Fläche treffen.

Testen und messen beim Schimmeltest mittels Eluierung

Zum quantitativen testen und messen von Schimmel in Materialien (Pilze pro Gramm Material) und zum Schimmeltest z.B. in einer feucht gewordenen Estrichdämmung wird normalerweise die Eluatmethode benutzt. Materialproben werden dabei zunächst unter festen klimatischen Bedingungen konditioniert, anschließend mit einer Feinwaage gewogen und danach in einer gepufferten physiologischen Kochsalzlösung geschüttelt und dadurch gewaschen. Die Waschlösung mit den Sporen kann auf verschiedene Nährmedien ausplattiert werden.

Die Eluatmethode bietet somit ganz andere Möglichkeiten zur genaueren Bestimmung eines Mikroorganismenspektrums (Spezifizierung) als die vorgenannten Kontaktbeprobungen. Bei der Kontaktbeprobung von länger feucht gehaltenem und keimbehaftetem Material (d.h. Abklatsch oder Abstrich) entwickelt sich ein Sammelsurium an Kolonien verschiedenster Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen auf relativ kleiner Fläche. Alle wachsen unterschiedlich schnell. In Verdünnungsreihen einer Proben-Waschflüssigkeit demgegenüber können sich auch Einzelkolonien, die z.B. in einer sehr hohen Verdünnungsstufe angezüchtet werden, weit entwickeln. Und dann deshalb viel genauer spezifiziert werden. Die Zahl verschiedener detektierter Mikroorganismen an feucht gehaltenem Material ist bei der Eluatmethode zum Schimmeltest generell höher als bei einer Kontaktbeprobung vom selben Material.

Mikroskopische Untersuchungen zum Schimmeltest

Ein gesicherter Nachweis, ob Oberflächen mit Sporen verschmutzt / kontaminiert oder mit Pilzmyzel bewachsen sind, gelingt nur mit mikroskopischen Methoden. Auch wie dicht Bewuchs und Sporendichte gegebenenfalls sind, stellt die Mikroskopprüfung beim Schimmeltest fest. Im Regelfall nimmt man zum testen und messen von Schimmel mittels transparenter Klebefilme Kontaktproben von der Testoberfläche. Dann färbt man die daran anhaftenden Pilze im Labor an. Die Analyse erfolgt im Mikroskop bei 10 bis 100-facher optischer Vergrößerung.

Bild 4: Mikroskopnachweis: Bewuchs Bild 5: Mikroskopnachweis: Sporen-Kontamination

Eine exakte Angabe der mit mikroskopischen Methoden gemessenen Sporendichte ist aufgrund des vergrößerungsbedingt kleinen Flächenausschnitts und der großen Schwankungen der Zell- und Sporendichten auf Wachstumsuntergründen zwar nur orientierend, günstigstenfalls halbquantitativ möglich. Die Biomassedichte auf einer bewachsenen Oberfläche kann bei Mikroskopuntersuchungen im Schimmeltest aber deskriptiv wiedergegeben werden, was in vielen Fällen sehr bedeutsame Informationszugewinne ermöglicht (z.B. „Sporenmenge mäßig groß, Sporen und Zellen überwiegend deformiert oder geschrumpft, degenerierter Altschaden wahrscheinlich“ o.ä.).

Am häufigsten zum testen und messen von Schimmel in Innenräumen werden heute Abklatschproben genommen und / oder mikroskopische Prüfungen mittels Klebestreifen-Kontaktproben angewendet. Der Schimmeltest MYKOFUND kombiniert diese beiden bewährten Untersuchungsmethoden Kultivierung / Mikroskopie und macht so fundierte Aussagen über die Qualität und das Ausmaß einer Innenraumbelastung mit Schimmelpilzen möglich (siehe auch: https://www.advisan.net/schimmelpilztest-mykofund/#mykofund)

Anmerkung: Der Autor ist promovierter Mikrobiologe und seit 1998 als Gutachter u.a. in Sachen Schimmel in der Wohnung in Hannover und Niedersachsen tätig. Dr. Thomas Missel ist bei der IHK Hannover Öffentlich bestellt und vereidigt als Sachverständiger für Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen.

[1] auch Zellen von Pilzmyzelien, die bei der Kontaktprobenahme aus dem Myzelzellenverband herausgerissen werden, können auf Abklatschproben zu Kolonien auswachsen.

[2] günstige Bedingungen sind u.a.: Langsames Wachstum der zu bestimmenden Pilzspezies, geringe Luftmyzelbildung der zu bestimmenden Pilzspezies, keine Parallelkontamination mit schnell wachsenden Pilzen (wie z.B. Zygomyceten)

So soll es nicht sein! Schimmelpilzbefall an Stallwänden

Schimmel im Pferdestall messen

Schimmel im Pferdestall messen – Schimmelquelle finden

Schimmel im Pferdestall kann man zu jeder Zeit messen. Schimmelpilze kommen immer und überall vor. Wenn bei Tieren anhaltende gesundheitliche Probleme wie Husten auftreten, gerät schnell eine schlechte Stallluftqualität als Ursache hierfür in Verdacht. Erhärtet sich der Verdacht, z.B. bei einer Bronchoskopie des Tieres, kann man prüfen, ob sich Stall-untypischer Schimmel im Pferdestall messen lässt. Ursachen für eine übermäßige und für das Tier abträgliche Schimmelbelastung im Stall sind z.B.:

  • Feucht gewordenes und verpilztes Einstreumaterial
  • verdorbenes Futter
  • Schimmelpilzbefallsstellen an Stallbauteilen z.B. an der kalten Außenwand

Die Außenluft ist beim Schimmel im Pferdestall meistens die Referenzgröße. Heraus kommt bei Schimmel im Pferdestall messen verhältnismäßig oft für Halter Beunruhigendes. Aber ist die Angst ums Pferd wegen Schimmel im Stall immer gerechtfertigt?

Was man bei der Bewertung der Messbefunde bei Schimmel im Pferdestall messen unbedingt zu beachten hat, soll in diesem Beitrag dargelegt werden.

Informationen zu dem Schimmeltest im Pferdestall zum selbst machen lesen Sie unter https://www.schimmelpilz-messungen.de/2018/11/21/schimmeltest-im-pferdestall-schimmel-im-stall-selbst-messen/

MYKOFUND AGRAR

Schimmel im Pferdestall messen – Anlässe

Pferdebesitzer befürchten bei anhaltenden Hustenproblemen nachteilige gesundheitliche Wirkungen durch Schimmelpilzexposition ihrer Tiere. Schimmelpilze sind als effektive Verwerter organischen Materials unverzichtbare Destruenten in der Natur. Sie kommen auch immer und überall in der Natur vor. Sie sind somit auch permanent in mehr oder weniger großer Zahl auch in der Außenluft nachweisbar. Das Immunsystem des Tieres wird sowohl in Stallungen als auch in der Außenluft ständig mit Schimmelpilzen konfrontiert. Die normalerweise in der Luft enthaltenen Schimmelpilze stellen für Tiere keine besondere Gesundheitsbedrohung dar. Im Falle dauerhaft erhöhter Konzentrationen in der Luft – welche Ursachen auch immer hierfür vorliegen – können aber auch üblicherweise als „ungefährlich“ oder „ubiquitär“ einzustufende Schimmelpilze Risiken bergen und die Gesundheit beeinträchtigen.

Schimmel im Pferdestall messen – Außenluftwerte

Die Verbreitungseinheiten von Pilzen, die Pilzsporen, werden durch die Luft übertragen. Sie sind in der natürlichen Umgebungsluft in unterschiedlichen Konzentrationen enthalten. Ab Frühsommer bis Herbst, wenn das Nährstoffangebot für Pilze am höchsten ist und die Sporenbildung einsetzt, erreichen Schimmelpilz- Konzentrationen in der natürlichen Außenluft meisten 103 bis 104 Koloniebildende Einheiten pro Kubikmeter Luft (KBE) /m3.

Bei eigenen Untersuchungen konnten in ländlichen Regionen nach Niederschlägen in trockenen Frühsommern nicht selten Cladosporium-Schimmelpilzkonzentrationen von 5 x 104 KBE/m3 oder mehr in der Außenluft gemessen werden.

Im Winter liegen die Schimmelpilz-Konzentrationen in Außenbereichen in der Größenordnung von nur 102 KBE/m3. Dies kann man mit der insgesamt stark reduzierten biologischen Aktivität im Winter erklären. Im Jahresdurchschnitt können Schimmelpilz-Konzentrationen in der Außenluft von 1 x 103 bis 2 x 103 KBE/m3 erwartet werden.

Siehe auch https://www.schimmelpilz-messungen.de/2017/07/06/in-der-umwelt-schimmelpilze-messen/

Schimmel im Pferdestall messen – unerwünschte Zusatzbelastungen

Feuchte organische Materialien wie z.B. Stroh oder Heu werden relativ schnell von Mikroorganismen besiedelt. Sie können hoch mit Schimmelpilzen belastet sein. Darunter auch gesundheitlich bedenkliche Arten. Diese können infektiöse, für das Tier toxische und / oder besonders sensibilisierende Eigenschaften aufweisen. Pilzsporen gehen sehr leicht von dem pilzbelasteten Material in die Luft über und werden vom Tier eingeatmet. In übermäßig pilzbelasteten Ställen kann man nicht selten luftgetragene Schimmelpilze in Konzentrationen von 105 bis 106 Sporen/m3 oder sogar darüber messen. Die Aufgabe an einen Gutachter für Schimmel im Pferdestall ist zu beurteilen, ob die Schimmelbelastung im Stall – was die Gesamtpilzzahl und die vorhandenen Arten betrifft – „normal“ ist oder „abnormal“ ausfällt. Und deshalb potenziell oder sogar akut tiergefährdend ist.

Es ist leider immer wieder festzustellen, dass nicht in der Mikrobiologie geschulte, sondern selbst ernannte „Schimmelexperten“ im Stall nicht qualifizierte Bewertungen die Stallhygiene betreffend abgeben. Mit oft verheerenden Folgen z.B. für das Verhältnis zwischen Einstellern und Betreibern oder in Form behördlicher Auflagen.

Schimmel im Pferdestall messen – Pilzquellen im Stall

Einstreu in Pferdeställen besteht im Regelfall ebenso wie Rauhfutter aus pflanzlichem Material. Organische Naturprodukte sind generell und unvermeidbar mit Mikroorganismen behaftet. Im trockenen Zustand sind im Vordergrund Schimmelpilze und Hefen zu finden. Diese sind an Substrate mit relativ geringer Wasseraktivität wesentlich besser adaptiert als Bakterien. Als Naturprodukte enthalten Einstreu und Futter konsequenterweise generell mehr oder weniger viele Schimmelpilzsporen. Im Regelfall finden sich ubiquitäre, an die Degradierung organischen Materials unter ungünstigen (äußeren) Bedingungen optimal angepasste Spezies.

Eindeutig im Vordergrund stehen „Schwärzepilze“ der Gattung Cladosporium. Cladosporien stellen ganzjährig den Hauptteil des natürlichen Aeroplanktons in der Außenluft. Untergeordnet sind an „normal“ mikrobiell belastetem Material wie Einstreu und Futter u.a. Alternaria-, Wallemia- und Acremonium-Schimmelpilze sowie pigmentierte Hefen zu finden.

Schimmel im Pferdestall messen – Faktor Stallstaub

Als weitere, hygienisch relevante Komponente in Pferdeställen ist der sedimentierte Stallstaub bekannt. Dieser enthält viele (meist inaktive oder schon tote) Pilzbestandteile, Bakterien und Hefen. Stallstaub selbst kann aber auch eine lufthygienisch relevante Schimmelpilzquelle darstellen. Er stellt große Mengen leicht verwertbarer Organik bereit. Diese können von Schimmelpilzen und Hefen als Nahrungsgrundlage zur Koloniebildung und zur Vermehrung genutzt werden.

Bild 1 Schimmel im Pferdestall

Bild 1 zum Thema Schimmel im Pferdestall messen

Hustet ein Pferd viel, gerät schnell Schimmelpilz als Ursache in Verdacht

Schimmel im Pferdestall messen – Einflussgrößen Luftqualität

Bei Stallstaubaufwirbelung und Bewegung, Kompression und Abrieb des organischen Futter- und Einstreumaterials, das sich in Pferdeställen befindet, gehen Schimmelpilze unvermeidbar in die Luft über. Die Freisetzung und die Verteilung von Schimmelpilzen innerhalb der Stallanlage ist von sehr vielen Faktoren abhängig. Deshalb unterliegt die Stallluftbelastung mit Schimmelpilzen sehr großen Schwankungen. Um einige der wichtigsten Einflussfaktoren zu nennen:

  • Art und Qualität der Einstreu und des Futters
  • momentaner Schimmelpilzgehalt der Einstreu und des Futters
  • aktueller Feuchtigkeitsgehalt von Einstreu und Futter
  • Stattfinden von Fütterung und Stallausmisten
  • Stattfinden von Reinigungsarbeiten wie z.B. trockenes Fegen
  • Hygienestandard der Stall- und Reitanlage (Management)
  • Sedimentstaubbelastung der Flächen
  • Anzahl der aufgestallten Tiere
  • Bauliche Gegebenheiten / Durchlüftung der Stall- und Reitanlage
  • Momentan vorherrschende Windstärke und Windrichtung
  • Momentaner Schimmelpilzgehalt der Außenluft vor Ort

Schimmel im Pferdestall messen – Schimmelbefall im Stall

Überhöhte Schimmelpilzbelastungen, die als „Kontamination des Stalls“ eingestuft werden können (↔ „normal mikrobiell belastet“), sind z.B. dann festzustellen: Wenn Einstreu und / oder Futter vor ihrer Verarbeitung zu ihrem Nutzzweck (i.d.R. auf dem Feld) zu lange Feuchtigkeit bezogen haben. Oder nach dem Trocknen und während ihrer Lagerung wieder feucht wurden und dadurch einem Schimmelpilzbefall unterlagen. Eine weitere nicht gewünschte Schimmelpilzquelle nicht nur im Pferdestall, sondern auch in Reithallen: Zu alte und / oder zu lange feucht gehaltene Einstreu. In diesen Fällen kommt es zu einer Vermehrung von qualitativ eher Stall-untypischen Schimmelpilzen. Im Vordergrund findet man dann Spezies der der Gattungen Cladosporium, Aspergillus und Eurotium. Untergeordnet kommen Pilze der Gattung Penicillium und ggf. der Gattungen Acremonium oder Fusarium zur Vermehrung.

Schimmel im Pferdestall messen – Erwartungswerte in der Stallluft

Wie gesagt, gibt es eine nahezu unüberschaubare Zahl an Faktoren, die Einfluss auf die Stallluftqualität haben. Die Angabe eines „Erwartungswertes“ hinsichtlich des Schimmelpilzgehalts der Stallluft ist deshalb schlicht nicht möglich. Die Schimmelpilzspektren in „normal“ schimmelpilzbelasteten Pferdestall- und Reitanlagen und in der „natürlich belasteten“ Außenluft unterscheiden sich im Regelfall nicht oder kaum. Die Schimmelpilzbelastung außen kann kurzfristig ebenso großen Schwankungen unterliegen wie die im Pferdestall. Eine Referenzmessung außen ist also nicht immer ein geeignetes Hilfsmittel zur Beurteilung der Stallhygiene. Zumindest sofern der Focus nur auf die Gesamtschimmelpilzzahl gerichtet wird.

Dem detaillierten Schimmelpilzspektrum kommt bei der Beurteilung der Stallluftqualität („normal pilzbelastet“ ↔ „kontaminiert“) im Regelfall wesentlich größere Bedeutung zu, als der momentanen Gesamtpilzzahl in der Luft.

Schimmel im Pferdestall messen – Quellen verschiedener Pilzarten

Erfahrungsbasiert kann die folgende Aussage getroffen werden: „Verschimmeltes“ Stroh ist bevorzugt mit „Schwärze“-Schimmelpilzen der Gattung Cladosporium, untergeordnet der Gattung Alternaria, sowie mit Spezies der Gattung Eurotium belastet. Demgegenüber sind in „verschimmeltem“ Futter (z.B. Heu) diverse Aspergillen und – deutlich untergeordnet – Penicillien zu finden. Zu alter Einstreusand beherbergt weniger Schimmelpilze, sondern im Vordergrund Bakterien.

Schimmel im Pferdestall messen – Gesundheitliche Wirkungen

Gesundheitliche Risiken bergen Schimmelpilze für Pferde durch das Einatmen von Sporen und die Aufnahme pilzbefallenen Futters. Bei der Pilzsporenaufnahme über den Atemtrakt der Tiere stehen im Regelfall die sensibilisierenden und reizenden Wirkungen der Schimmelpilze im Vordergrund. Diese können durchaus zu schweren Lungenerkrankungen führen. Demgegenüber sind bei der Aufnahme von verschimmeltem Tierfutter vordergründig toxische Wirkungen von Bedeutung. Schimmelpilztoxine werden von wachsenden Pilzmyzelien gebildet. Die Pilze geben sie in das besiedelte Milieu ab.

Zum Thema Schimmelpilze & gesundheit in Innenräumen erfahren Sie mehr hier: https://www.advisan.net/schimmel-in-wohnung-schimmelpilze-und-gesundheit/

Schimmel im Pferdestall messen – Ein Zwischenresümee

Die Angabe eines „Zielwerts“ der Luftbelastung in einer Reit- und Stallanlage ist aufgrund der vielen Einflussfaktoren auf die Stallluftqualität nicht möglich. Aufgrund der Empfindlichkeit der Tiere gegenüber Luftschadstoffe im Allgemeinen sollten die Belastungen durch ubiquitäre und Stall-typische Schimmelpilze möglichst gering gehalten werden. Überhöhtes Aufkommen von Stall-typischen Pilzen kann als Hinweis auf eine Schimmelpilzkontamination der Einstreu gewertet werden. Vermehrtes Aufkommen von qualitativ Stall-untypischen Pilzen gibt Hinweise auf das Vorhandensein verpilzten Futters. Beide Feststellungen sollten als Anlass für Maßnahmenergreifungen zur Quellenfeststellung und -beseitigung gesehen werden.

Schimmel im Pferdestall messen – hohe Außenluftbelastungen 2018

Im Jahr 2018 wurden beim Verfasser dieses Beitrags verhältnismäßig viele Berichte über Erkrankungen von Pferden am Atemsystem abgegeben. Diese Häufungen werden auf die 2018 ungewöhnlich lange anhaltenden und dabei außerordentlich hoch ausfallenden mikrobiellen Außenluftbelastungen zurückgeführt. Im Vordergrund mit ubiquitären Schimmelpilzen, aber auch mit vielen verschiedenen Bakterien und Hefen sowie anderen, nicht-mikrobiell gebildeten Stäuben.

Schimmel im Pferdestall messen – Bewertung Außenluftwerte 2018

Aufgrund der anhaltend trockenen äußeren Bedingungen waren im Jahre 2018 außen verhältnismäßig lange Zeit außergewöhnlich hohe Schimmelpilz- und Hefepilz-Konzentrationen gegeben. Regelmäßig konnte man in Außenbereichen Schimmelpilz- und Hefepilz-Konzentrationen mehr oder weniger deutlich über 1,0 x 104 KBE/m3 messen. Auch die Schwankungsbreiten der momentan messbaren mikrobiellen Außenluftbelastungen fielen verhältnismäßig groß aus. Deshalb waren Außenluftmessungen als Referenz für hygienische Bestandsaufnahmen in natürlich belüfteten Tierstallungen 2018 nicht oder nur bedingt geeignet.

Schimmel im Pferdestall messen – Kausalitäten

Zusatzbelastungen im Stall durch „ubiquitäre“, Außenluft- und Stall-typische Pilze können tiergesundheitlich ebenso schwer bewertet werden wie Kontaminationen der Stallluft durch „Stall-untypische“ Spezies. Genauere Angaben zu einer Gefährdung (Skalierung derselben) oder zum individuellen Gesundheitsrisiko eines Tieres in Form einer „Erkrankungswahrscheinlichkeit“ sind im Zusammenhang mit Schimmel im Pferdestall generell nicht möglich. Dies kann man wie folgt begründen:

Zum Einen gibt es keine Dosis-Wirkungs-Beziehungen und zum Anderen sind in einem mit einem „Schimmelproblem“ behafteten Stall genauere, umweltmedizinisch irgendwie verwertbare Angaben zur Expositionshöhe im Stallalltag i.d.R. nicht möglich. Letzteres wiederum liegt darin begründet, dass die Exposition in Ställen generell sehr großen Schwankungen unterliegt, wobei das Kollektiv der Einzelmomentbelastungen auch einer Normalverteilung nicht folgt.

Die „wahre“ Schimmelpilzexposition eines Tieres in einer Stall- und Reitanlage ist daher zu keinem Zeitpunkt genau feststellbar und auch weder prognostizierbar noch rückwirkend hinlänglich genau ermittelbar.

Schimmel im Pferdestall messen – individuelle Körperreaktionen

Bei der gesundheitlichen Bewertung der Befunde von Schimmelpilz-Messungen in Tierställen ist überdies zu berücksichtigen, dass die Reaktion des einzelnen Tieres auf Schadstoffe in der Luft nur bis zu einem gewissen Grad abhängig von der Stoffmenge ist. Dies trifft vor allem auf Belastungen im unteren Konzentrationsbereich zu. Die Reaktion wird vom Sensibilisierungs- und Empfindlichkeitsgrad und der Reagibilität des betroffenen Organs wesentlich mitbestimmt. Eine Risikobewertung für gesundheitliche Beschwerden, die in Zusammenhang mit einer biogenen Stallluftbelastung auftreten könnten oder aufgetreten sind, kann letztendlich nur durch gezielte Anamnese des behandelnden Tierarztes bzw. eines Toxikologen erfolgen.

Schimmel im Pferdestall messen – Empfohlene Konzentrationen

Bei Gesamt-Schimmelpilzbelastungen in der Größenordnung von 1,0 x 104 vitalen Pilzeinheiten /m3, wie sie in der Vegetationsperiode 2018 außen nahezu permanent messbar waren, dürften, zumindest bei entsprechend langer Einwirkung auf ein Tier, unabhängig vom detaillierten Schimmelpilzspektrum Beeinträchtigungen der Tiergesundheit möglich sein[1]. Möglichkeiten zur deutlichen Reduzierung der Luftbelastungen innerhalb einer Stallanlage bei hohen Außenluftbelastungen werden aber nicht gesehen.

Bei Pferden wird aufgrund ihrer besonderen Empfindlichkeit gegenüber Umweltstoffen zwar generell angeraten, das Minimierungsgebot in Sachen Schimmelpilzexposition zu befolgen. In Ställen ist die Exposition demnach niedrig zu halten, so dass sie im Rahmen der üblichen (durchschnittlichen) Hintergrundwerte bleibt. Eine Unterschreitung der (durchschnittlichen) Außenluftkonzentrationen im Umfeld ist in einer Stallanlage in aller Regel indes nicht zu erreichen.

Schimmel im Pferdestall messen – Fazit

Ab dem Einsetzen ergiebigerer Niederschläge im Herbst / Winter 2018 werden die „biogenen“ Außenluftbelastungen an Schimmelpilzen, Bakterien und Hefen sowie an Stäuben pflanzlichen Ursprungs stark zurückgehen. Dadurch werden sich auch die Immissionen in Pferdeställe deutlich vermindern. Insofern kann dann kurz- bis mittelfristig auch mit einem deutlichen Rückgang der Fallzahlen tiergesundheitlicher Beschwerden bei Pferden in Sachen Reizung und Entzündung des Atemwegstraktes gerechnet werden.

Anmerkung: Der Autor ist bei der IHK Hannover Öffentlich bestellt und vereidigt als Sachverständiger für Schimmelpilze und Feuchtigkeit in Innenräumen. Dr. Thomas Missel ist Mikrobiologe und hat am Institut für Tierhygiene der Tierärztlichen Hochschule Hannover promoviert. Er ist seit 1998 als Gutachter im Fachbereich Hygiene nicht nur in Hannover und Niedersachsen, sondern deutschlandweit tätig.

[1] der Großteil der in der Luft enthaltenen Schimmelpilze ist abgestorben und anhand kultureller Verfahren im Labor nicht mehr nachweisbar (i.d.R. ≥ 90%). Hinsichtlich ihrer sensibilisierenden und reizenden Wirkungen auf das Atemsystem von Pferden haben abgestorbene Schimmelpilze aber vielfach nichts eingebüßt

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Schimmelpilze in Fahrzeugen bei der Abfallsammlung

Bei der Abfallsammlung mit Müllsammelfahrzeugen gehen viele Schimmelpilze und Bakterien, die den Inputmaterialien anhaften, an der Tonnenschüttung in die Luft über. Problematische Schimmelpilz-Immissionen in Führerhäuser sollten heute bei strikter Befolgung entsprechender Betriebsanweisungen zur Arbeitsorganisation während der Abfallsammlung sowie zur Fahrzeugreinigung und -wartung eigentlich vermeidbar sein. Informationsbedarf besteht allerdings hinsichtlich der Leistungsfähigkeit einer Fahrzeugkabinenlüftung in Bezug auf die Zurückhaltung von Schimmelpilzen in einem sehr hoch mikrobiell belasteten Fahrzeugumfeld (z.B. beim Abkippen in einer Abfallbehandlungsanlage) oder im Hinblick auf die Verminderung mikrobieller Raumluftbelastungen beispielsweise nach einem Immssionsereignis wie dem Türöffnen bei hoher Schimmelpilzexposition des Fahrzeugs oder dem Zusteigen von Müllwerkern mit mikrobiell verschmutzter Arbeitskleidung.

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Abb.1: Müllwerker bei der Abfallsammlung

Schimmelpilze dominieren das Keimspektrum

Systematische Untersuchungen an Müllwerkern zeigten, dass Bioaerosole, die bei der Abfallsammlung entstehen, deutlich von Schimmelpilzen dominiert werden. Die Bakterien-Konzentrationen liegen demgegenüber i.d.R. ein bis zwei Größenordnungen unter Messwerten bei Schimmelpilzen. Die Dominanz der Schimmelpilze in den Bioaerosolen erklärt sich u.a. damit, dass diese wesentlich besser an Substrate mit relativ geringer Feuchte wie Haushaltsabfälle angepasst sind und überdies deutlich leichter in die Luft übergehen als Bakterien. Bakterien benötigen für ihre Vermehrung wesentlich mehr Feuchtigkeit und vermehren sich vorzugsweise substratgebunden.

Schimmelpilzbelastungen an Schüttungen von Müllfahrzeugen

In einer 1-jährigen Studie des Labors für Arbeits- und Umwelthygiene im Auftrag des Landesarbeitsgerichts Hannover Ende der 90er Jahre wurden Müllwerker eines Landkreises in Norddeutschland u.a. hinsichtlich der Belastungen durch luftgetragene Schimmelpilze und Staub während der Sammlung von Abfällen untersucht (11). Die erhaltenen Befunde belegten erstens, dass Müllwerker am Müllsammelfahrzeug – dies unabhängig von den technischen Ausstattungen der Fahrzeuge – mit Schichtmittelwerten zwischen 104 und 105 Koloniebildenden Einheiten (KBE) /m3 im Winter und zwischen 105 und 106 KBE/m3 in den wärmeren Jahreszeiten dauerhaft hoch mit luftgetragenen Schimmelpilzen belastet sind. Spitzenbelastungen durch Schimmelpilze erreichten nicht selten 107 KBE/m3.

Zweitens wurde bewiesen, dass sich die am Fahrzeug freigesetzten Pilze zu einer regelrechten Staubwolke aufkonzentrieren, die sich über das gesamte Müllfahrzeug legen und im Falle kurzer Fahrstrecken zwischen Tonnenstandorten relativ stabil sein kann. Die folgende Diagrammdarstellung dokumentiert den Verlauf der Schimmelpilzbelastung am Heck eines Müllsammelfahrzeugs während einer Sammelfahrt. Übrigens wurde die Verlaufskurve mit der eigens entwickelten „Korrelierten Partikelzählung nach Missel“ aufgenommen (siehe https://www.schimmelpilz-messungen.de/korrelierte-partikelzaehlung/

 

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Abb.2: Ergebnisse ortsfester Messungen an der Schüttung. Schimmelpilz-Konzentrationen in tausend KBE/m3

 

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Abb.3: Ergebnisse ortsfester und personenbezogener Messungen an der Schüttung. Schimmelpilz-Konzentrationen in tausend KBE/m3

 

Schimmelpilze in Fahrerkabinen bei der Abfallsammlung

Infolgedessen kann es auch zu erheblichen Schimmelpilz-Immissionen in das Führerhaus des Müllsammelfahrzeugs kommen. In der betreffenden Studie wurden Schimmelpilz-Belastungen in Führerhäusern von 1 x 105 bis 3 x 105 KBE/m3 gemessen. Zum Vergleich dazu: der Technische Kontrollwert der TRBA 214 liegt bei 5,0 x 104 KBE/m3. Eine rasche Verdünnung staub- und keimbelasteter Luft mit unbelasteter Außenluft, ananalog zu anderen Arbeitsplätzen in der Abfallwirtschaft im Freien wie z.B. auf offenen Kompostierplätzen, kann dementsprechend bei der Abfallsammlung nicht vorausgesetzt werden.

Weitere Untersuchungen im Auftrag der BG Verkehr im Jahre 2005 bestätigten anschließend, dass es im Laufe der Abfallsammlung zu hygienisch relevanten Schimmelpilz-Immissionen in Fahrerkabinen von Müllfahrzeugen kommen kann. In zwei Müllfahrzeugen wurden übereinstimmend mittlere Schimmelpilz-Konzentrationen von 3 x 104 und 7 x 104 KBE/m3 gemessen (nicht publiziert). Bei diesen Messungen wurden schließlich geöffnete Kabinenfenster als maßgebliche Immissionspfade ausgemacht.

Auch neuere Untersuchungen durch das Labor für Arbeits- und Umwelthygiene an Müllsammelfahrzeugen ergaben deutlich überhöhte Schimmelpilz-Konzentrationen in Fahrerkabinen. Der folgenden Diagrammabbildung ist zu entnehmen, dass bei Belastungsspitzen im Führerhaus dieses Müllsammelfahrzeugs Schimmelpilz-Konzentrationen von 104 bis 105 KBE/m3 erreicht werden.

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Schimmelpilze in der Entsorgungswirtschaft messen – Abfallsammlung

Abb.4: Ergebnisse ortsfester Messungen im Führerhaus. Schimmelpilz-Konzentrationen in tausend KBE/m3. TKW: Technischer Kontrollwert der TRBA 214

 

Die Verlaufskurve Schimmelpilz-Konzentrationen in dem Führerhaus belegt mit ihren relativ lang ausgezogen Abklingphasen nach Konzentrationsspitzen, dass die Lüftungsanlage an diesem Tag nicht in der Lage war, von außen in das Fahrzeug gelangte oder innen von verschmutzten Oberflächen / der Arbeitskleidung freigesetzte Schimmelpilze sofort wieder aus der Luft heraus zu filtern.

Die Messergebnisse belegen somit, dass es beim Zustieg der am Heck tätigen Mitarbeiter zu erheblichen Schimmelpilzbelastungen innerhalb des Führerhauses kommt. Durch schlichtes Hochregeln der Lüftung nach dem Zustieg konnte eine schnelle und deutliche Verbesserung der hygienischen Situation übrigens nicht erreicht werden.

Einflussfaktoren der festgestellten Belastungen durch Schimmelpilze

Aufgrund des heutigen Standes der klimatisierten Fahrzeuglüftungstechnik sollten relevante Schimmelpilz-Immissionen und problematische Schimmelpilz-Emissionen von verschmutzten Flächen in Führerhäusern von Müllsammelfahrzeugen vermeidbar sein, sofern die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:

  1. die Fahrzeuge verfügen über schwebstaubgefilterte Klimaanlagen
  2. die Fenster des Führerhauses sind während der Müllsammlung und beim Abladen konsequent geschlossen
  3. eine übermäßige Verschmutzung des Fahrzeuginneren ist durch regelmäßige Reinigung der Oberflächen ausgeschlossen
  4. das Klimatisierungssystem ist regelmäßig gewartet und gereinigt, so dass es nicht zu einer Verpilzung der Kanäle und der Filter kommt

Wenn die vorgenannten Voraussetzungen 1 bis 3 nicht erfüllt sind, ist das Ausmaß der mikrobiellen Kontaminationen der Fahrerkabinenluft nach eigenen Erfahrungen maßgeblich bestimmt durch die momentane Behälterentleerungsfrequenz an der Schüttung, die Länge der Fahrstrecke zwischen den einzelnen Behälterstandorten, den Keimgehalt des Inputmaterials in den entleerten Gefäßen, die im Moment vorherrschenden Witterungsbedingungen – eindeutig im Vordergrund dabei die Windrichtung und die Windstärke, bedeutend aber auch Niederschläge – sowie die Stärke und Häufigkeit der Fahrzeugerschütterungen. Letztere können schließlich zu erheblichen Schimmelporenfreisetzungen von verschmutzten Flächen wie z.B. verstaubten Sitzpolstern in Fahrzeugkabinen führen. Die multiplen Einflussfaktoren erklären letztendlich, weshalb in zurückliegenden Studien unterschiedlich hohe Schimmelpilzexpositionen von Müllwerkern in den Fahrerkabinen ihrer Müllfahrzeuge gemessen wurden.

Schlussfolgerungen aus den Schimmelpilz-Messergebnissen

Es ist nach umfassenden eigenen Untersuchungen auf jeden Fall davon auszugehen, dass sich im Laufe der Abfallsammlung am Heck eines Müllsammelfahrzeugs im Bereich der Schüttung eine erheblich schimmelpilzbelastete Staubwolke aufbauen kann. Bei eng stehenden Abfalltonnen und kurzen Fahrstrecken können dementsprechend in den Bioaerosolen am Fahrzeugheck beträchtliche Schimmelpilz-Konzentrationen erreicht werden, wobei die Höhe der Belastungen von sehr vielen Faktoren beeinflusst ist. Im Vordergrund allerdings von der Schütt- und Verdichtungstechnik des Fahrzeugs, dem Pilzgehalt der geleerten Abfalltonnen und den vorherrschenden Witterungsbedingungen.

Die höchsten Schimmelpilz-Immissionen in Fahrerkabinen von Müllsammelfahrzeugen können erwartungsgemäß nach dem Öffnen der Fahrertür und des Fahrerfensters im laufenden Müllsammelbetrieb gemessen werden. Die Ergebnisse unserer Prüfungen belegen freilich, dass auch bei geschlossenen Türen und Fenstern Schimmelpilze in erheblichen Mengen in das Führerhaus kgelangen können. Aus den derzeit vorliegenden Erkenntnissen zur Schimmelpilz-Belastung in Fahrerkabinen von Müllsammelfahrzeugen lässt sich insofern schlussfolgern, dass

  1. a) die momentanen Schimmelpilz-Belastungen / Immissionen im Führerhaus im laufenden Müllsammelbetrieb (d.h. nur der Fahrer ist an Bord) mit der Schimmelpilzfreisetzung am Fahrzeugheck verbunden und damit natürlich von sehr vielen Faktoren abhängig ist

und überdies

  1. b) sich die in einem bestimmten Führerhaus messbaren Schimmelpilzbelastungen nicht ohne weiteres auf andere Müllsammelfahrzeuge und andere Umgebungsbedingungen (klimatisch, organisatorisch) übertragen lassen,

und man schließlich

  1. c) die Höhe der mikrobiellen Arbeitsplatzbelastung in diesem Tätigkeitsbereich der Abfallwirtschaft nicht ohne weiteres anhand der technischen und arbeitsorganisatorischen Randbedingungen einschätzen kann, sondern diese anhand konkreter messtechnischer Überprüfungen festgestellt werden muss.

Zusammenfassung der Schimmelpilz-Messergebnisse bei der Abfallsammlung

Das Ausmaß der mikrobiellen Kontamination der Fahrerkabinenluft ist beim derzeitigen Stand der Luftreinhaltungstechnik zweifellos maßgeblich bestimmt durch

–      die momentane Behälterentleerungsfrequenz an der Schüttung,

–      die Länge der Fahrstrecke zwischen den einzelnen Behälterstandorten,

–      den Gehalt des Inputmaterials an Schimmelpilzen in den entleerten Gefäßen,

–      die Häufigkeit des Rückwärtsfahrens (quasi in das konzentrierte Bioaerosol hinein),

–      die Witterungsbedingungen, konkret im Wesentlichen die Windrichtung und die Windstärke sowie die Niederschlagsmengen,

–      das Ausmaß der Verschmutzung des Fahrzeuginneren sowie

–      das Ausmaß der Verschmutzung der Arbeitskleidung und der Häufigkeit des Zustiegs der Mitarbeiter an der Schüttung.

Die hygienische Situation in dem Müllsammelfahrzeug wird anhand der Ergebnisse zweier Beprobungen in unterschiedlichen Jahreszeiten wie folgt bewertet: Die TRBA 214 gilt zwar definitionsgemäß nicht für die Abfallsammlung, aufgrund bestehender Analogien kann der Technische Kontrollwert (TKW) dieser TRBA nach Auffassung des Unterzeichners aber in Führerhäusern von Müllsammelfahrzeugen grundsätzlich genauso angewendet werden. Der TKW der TRBA 214 (5,0 x 104 KBE/m3) als Schichtmittelwert dürfte in modernen Fahrzeugen – zumindest was die weit überwiegende Arbeitszeit innerhalb eines Jahres betrifft – im Grunde genommen eingehalten werden können.

Empfehlungen zur Schimmelpilzvermeidung

Der TKW der TRBA 214 gilt definitionsgemäß ausschließlich für technisch belüftete Arbeitsplätze, an denen es durch das Arbeitsverfahren bedingt zu einem Kontakt mit biologischen Arbeitsstoffen kommen kann. An die Hygiene z.B. in Umkleideräumen und Pausenräumen sind dahingegen höhere Anforderungen gestellt. Das Minimierungsgebot der Biostoffverordnung (BioStoffV) ist dort folglich zu beachten. Sobald in Innenräumen, die zu Abfallbehandlungsanlagen gehören, Lebensmittel aufbewahrt werden und dort auch gegessen und getrunken wird, sollte letzdendlich ein höherer Hygienestandard als z.B. der TKW der TRBA 214 gelten.

Die Schimmelpilz-Konzentrationen in der Innenraumluft sollten z.B. in ausgewiesenen Pausenräumen möglichst dem jahresmittleren Außenluftniveau entsprechen. Unter dem Strich kann diese Anforderung des Labors für Arbeits- und Umwelthygiene in Führerhäusern auch von modernen Müllsammelfahrzeugen anscheinend nicht oder nicht zuverlässig erfüllt werden. Da in vielen Führerhäusern von Müllsammelfahrzeugen Lebensmittel aufbewahrt und arbeitstäglich Zwischenmahlzeiten zu sich genommen werden, wird deshalb die Empfehlung ausgesprochen, dass im Fahrzeug nur nach entsprechender Querbelüftung des Führerhauses im gering belasteten Fahrzeugumfeld gegessen werden sollte und die Fahrzeuge innen in möglichst kurzen Zeitintervallen gut gereinigt werden sollten.

Literatur

(1) Anonym: Bek. des BMA vom April 2007: Die TRBA 214. Abfallbehandlungsanlagen einschließlich Sortieranlagen in der Abfallwirtschaft. Bundesarbeitsblatt 04 / 2007

(2) Anonym: Bek. des BMA vom April 2007: Die TRBA 213. Abfallsammlung: Schutzmaßnahmen. Bundesarbeitsblatt (2005) Nr. 8/9

(3) Anonym: Fahrerkabinen mit Anlagen zur Atemluftversorgung auf Erdbaumaschinen und Spezialmaschinen des Tiefbaues – BGI 581. Handlungsanleitung der Berufsgenossenschaft der Bauwirtschaft (Hrsg.), aktualisierte Fassung Januar 2007

(4) Becker, G., Mathys, W., Neumann, H.-D., Allmers, H. und Balfanz, J. (1999). Gefährdung von Beschäftigten bei der Abfallsammlung und -abfuhr durch Keimexpositionen. In: Eikmann, Th. und Hofmann, R.: Stand von Wissenschaft, Forschung und Technik zu siedlungshygienischen Aspekten der Abfallentsorgung und -Verwertung. Schriftenreihe des Vereins für Wasser-, Boden- und Lufthygiene, ISBN 3-932816-33-1, 1. Auflage 1999, S. 503-521

(5) Felten, C., Küppers, M., Lösing, R., Missel, T. und Willer, E. (2004). Schutzwirkung partikelfiltrierender Atemschutzgeräte gegen Mikroorganismen – ein Feldversuch in der Abfallwirtschaft. Ergo-Med 3/2004, S. 70-76

(6) Felten, CF., Albrecht, A., Missel, T. und Willer, E. (2006). Schimmelpilzkonzentrationen an Arbeitsplätzen in Kompostierungsanlagen im Vergleich zum technischen Kontrollwert der TRBA 211.  Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB 1081, 2007, ISBN-10: 3-86509-593-3, ISSN 1433-2086

(7) Missel, T. und Felten, C. (2006). Wirksamkeitsüberprüfung Technischer Schutzmaßnahmen in der Abfallwirtschaft mit der Korrelierten Partikelzählung. Ergo-Med Nr. 3 06/2006, S. 84-89

(8) Missel, T. (2000). Keim- und Staubbelastung von Müllwerkern bei der Abfallsammlung. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 60, Springer – VDI Verlag 4/2000: S. 150-157

(9) Neumann, H.-D.,Hornig, B., Buxtrup, M. und Balfanz (1998). Schimmelpilz- und Gefahrstoffbelastung bei der Müllsammlung. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 58 (1998) Nr. 6 S. 249 – 255

Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft und Entsorgung

Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft

Arbeitnehmer in der Abfallwirtschaft und Entsorgung sind vielerorts teils hohen Belastungen durch Schimmelpilze in der Luft ausgesetzt. Bei Exposition gegenüber hohen Schimmelpilz-Konzentrationen sind Beeinträchtigungen der Gesundheit möglich. Nach Biostoffverordnung handelt es sich bei der beruflichen Handhabe von Abfällen um einen nicht gezielten Umgang mit so genannten biologischen Arbeitsstoffen. Für jede Tätigkeit, bei der biologische Arbeitsstoffe freigesetzt und eingeatmet werden können, müssen die Art, die Höhe und die Dauer der Exposition der Beschäftigten eingeschätzt werden können. Liegen hierzu keine Informationen vor, muss der biologische „Gefahrstoff“ gemessen werden. Das Labor Dr. Missel (Hannover) informiert mit diesem Beitrag über Schimmelpilze in Anlagen zur Abfallbehandlung und geeignete Verfahren zur Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft.

Ungleichmäßige Schimmelpilzfreisetzung in der Abfallwirtschaft

In Abfallbehandlungsanlagen kann es von großer Bedeutung sein, Häufigkeit und Dauer von prozessbedingten Konzentrationsspitzen zu kennen Die Belastungen mit Schimmelpilzen können – zumindest kurzzeitig – bis in die Größenordnung von 108 (10 Millionen) Koloniebildenden Einheiten pro Kubikmeter Luft (KBE/m3) reichen. Bei derart hohen Luftbelastungen kann es bekanntermaßen spontan zur Auslösung von Allergien und anderen Krankheiten wie Intoxikationen (ODTS) oder Entzündungen der Atemwege (EAA) kommen.

Weshalb ist die Schimmelpilzbelastung so variabel?

Die Freisetzung von Schimmelpilzen in die Luft unterliegt an den meisten Arbeitsplätzen in der Abfallwirtschaft enorm großen Schwankungen. Dies erklärt sich schon alleine dadurch, dass die Verfahren zur Abfallaufbereitung und -vearbeitung im Regelfall diskontinuierlich ablaufen. So werden viele besonders staubträchtige Arbeitsschritte mittels mobiler Maschinen verrichtet, die Material hier aufnehmen und andernorts wieder abwerfen. Dies erzeugt pilzbelastete Staubwolken (so genannte Bioaerosole), die auch viele Bakterien enthalten können.

Neben verfahrensbedingten Emissionsspitzen, die es z.B. auch beim Schreddern der Abfälle oder dem Entladen von Müllsammelfahrzeugen gibt, entstehen Schwankungen der Luftbelastungen in der Abfallbehandlung durch den variablen Pilzgehalt der gerade verarbeiteten Abfälle. Hinzu kommt die unregelmäßige Verteilung der in die Luft übergegangenen Schimmelpilze und Bakterien durch Luftbewegungen. Dies kommt insbesondere in Anlagen mit offener Bauweise wie z.B. in einem Kompostwerk zum Tragen. Aber auch in baulich vollig geschlossenen Anlagen sind bei Durchzug über geöffnete Hallentore regelmäßig sehr weit streuende Messbefunde möglich.

Schimmelpilze On-Line messen ist die Lösung

In der Abfallbehandlung können Schimmelpilz-Konzentrationen in der Luft binnen weniger Minuten um mehrere Zehnerpotenzen variieren. Die sehr ungleichmäßige Schimmelpilzfreisetzung erschwert die Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft enorm. Wünschenswert sind Messverfahren, mit denen die Belastungssituation kontinuierlich und On-line gemessen werden kann.

Schimmelpilz-Messung nach TRBA und IFA

Zum Schutz der Arbeitnehmer vor Biologischen Arbeitsstoffen werden in Facharbeitskreisen technische und betriebsorganisatorische Schutzmaßnahmen erarbeitet und in so genannten Technischen Regeln für Biologische Arbeitsstoffe (TRBA) veröffentlicht https://www.schimmelpilz-messungen.de/2017/06/22/schimmelpilze-am-arbeitsplatz-messen-und-technischer-kontrollwert/. Die bei der Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft und Entsorgung anzuwendenden Messverfahren und die Messstrategien sind in einer TRBA geregelt. Analog gibt es die IFA-Arbeitsmappen z.B. IFA Nr. 9420 für die Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft. Zum Nachweis von Schimmelpilzen in der Luft gemäß TRBA/IFA werden traditionelle Kulturverfahren benutzt.

Bild 1: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft - Actinomyceten in Kultur

Bild 1: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft – Actinomyceten in Kultur

 

Bild 2: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft - Schimmelpilze in Kultur

Bild 2: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft – Schimmelpilze in Kultur

Die Kultivierung auf Agar hat große Nachteile

Die Kultivierung auf Agar ist zwar relativ einfach. Bei der Arbeitsplatzmessung und der Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft ist sie jedoch mit gravierenden Nachteilen behaftet. Zum einen sind diese Nachweisverfahren ziemlich zeit- und materialaufwendig und deshalb teuer. Darüber hinaus sind sie noch relativ ungenau: Letztendlich liegen die Abweichungen der Methoden nach TRBA / IFA  nach den Ergebnissen von Ringversuchen bei Parallelmessungen im Bereich von drei bis fünf (Lit.). Eine Einschätzung der Höhe der Luftbelastung direkt vor Ort ist nicht möglich, überdies liegen Messergebnisse im Labor liegen frühestens nach 5 bis 7 Tagen vor.

 

Bild 3: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft - Messverfahren nach TRBA / IFA

Bild 3: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft – Messverfahren nach TRBA / BGIA / IFA

Zur Feinjustierung z.B. einer Lüftung bei der Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft leistet ein direktanzeigendes Messverfahren, das Schwachstellen sofort lokalisiert und die Auswirkung auf die Luftbelastung am Arbeitsplatz dokumentiert, sehr viel bessere Dienste. Auch für die Arbeitsmedizin kann ein On-line-Messverfahren für Schimmelpilze eine große Hilfe sein. Dies, wenn es die hohen Konzentrationsspitzen erfasst und deren Auftreten im Schichtverlauf Arbeitsbereichs-spezifisch dokumentiert.

Technischer Kontrollwert (TKW) der TRBA 214

In der TRBA 214 wurde für Arbeitsplätze in der Abfallwirtschaft ein Technischer Kontrollwert (TKW) zur Überprüfung der Wirksamkeit technischer Schutzmaßnahmen festgeschrieben. Der TKW liegt bei 5,0 x 104 KBE/m3. Zur Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft und Entsorgung sind vorgenannte kulturelle Verfahren bei der Überprüfung des TKW vorgesehen.

Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft – Messverfahren KPZ

Das vom Labor Dr. Missel in Hannover Ende der 90er Jahre entwickelte und seitdem angewendete Verfahren der „Korrelierten Partikelzählung“ (KPZ) ist das optimale Instrument zur Darstellung der Schimmelpilze-Konzentrationen am Arbeitsplatz in Verlaufsform. Verfahrensprinzip der „Korrelierten Partikelzählung“ ist, Schimmelpilz-Konzentrationen unter Benutzung eines festen Umrechnungsfaktors aus optisch und On-line gemessenen Staubpartikel-Messwerten zu errechnen. Für eine sofortige Bestimmung der Schimmelpilz-Konzentrationen in der Abfallwirtschaft im Geschehen vor Ort steht dem Labor für Arbeits- und Umwelthygiene nach nunmehr fast 20 Jahren Untersuchungen eine enorme Datenmenge zur Verfügung. Es hat sich schon früh gezeigt, dass die statistischen Beziehungen zwischen luftgetragenen Schimmelpilzen und Staubpartikeln bestimmter Größe („Korrelationen“) in der Abfallwirtschaft längere Zeit konstant sind. Überdies sind sie von einer Anlage auf die andere übertragbar. Aufgrund dieser Gegebenheiten kann bei der Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft und Entsorgung die Schimmelpilz-Konzentration vom Labor Dr. Missel bereits vor Ort anhand der Staubpartikel-Messwerte angegeben werden.

Welche Vorteile bietet die Korrelierte Partikelzählung noch?

Traditionelle Messungen gemäß TRBA / IFA werden bei einer Gefährdungsbeurteilung durch das Labor Dr. Missel grundsätzlich mitgeführt. Dies nicht zuletzt, um die Vorgaben der TRBA 214 und / oder behördliche Vorgaben zu erfüllen und eine Messdateneinordnung in den großen zur Verfügung stehenden Datenpool zu ermöglichen. Bei der Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft sind mit der KPZ auch als ergänzendes Messverfahren große Vorteile gegeben. Beispielsweise an Arbeitsplätzen, wo die Momentbelastung maßgeblich von der Betriebsorganisation und der Funktionsweise der Lüftungstechnik bestimmt wird und sehr stark schwankt. Kurzum dort, wo die traditionelle Kultivierung anfällig für schwer wiegende Beurteilungsfehler ist. Optimal einsetzbar ist die KPZ in belüfteten Maschinen wie Radladern oder in Steuerständen.

Bild 4: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft - Messbeispiel Korrelierte Partikelzählung

Bild 4: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft – Messbeispiel Korrelierte Partikelzählung

Zum Messbeispiel im Bild 4:

Das Bild 4 zeigt die Ergebnisse der Messungen an zwei Tagen des Jahres 2001 in ein- und derselben Sortierkabine. Die Schimmelpilzbelastungen fallen an beiden Tagen sehr unterschiedlich aus. Die Analyse der Verlaufskurven belegt, dass nicht unterschiedliche Betriebsbedingungen in der Anlage wie z.B. unterschiedliche Schimmelpilzgehalt in den Abfällen oder andere Materialdurchsätzedass dafür verantwortlich sind. Stattdessen hatte schlicht die Leistung der Kabinenlüftung objektiv nachgelassen. Konkret waren am 2. Messtag die Filtermatten der Zuluftanlage verstaubt, wodurch der Zuluftdurchsatz nachteilig verringert war. Siehe auch https://www.schimmelpilz-messungen.de/korrelierte-partikelzaehlung/

 

Bild 5: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft - 2. Messbeispiel Korrelierte Partikelzählung

Bild 5: Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft – 2. Messbeispiel Korrelierte Partikelzählung

Zum Messbeispiel im Bild 5:

Das Bild 5 zeigt den gegenteiligen Fall zu Bild 4: Die großen Konzentrationsschwankungen in dieser Sortierkabine (obere Bildhälfte) stehen unmittelbar mit Schwankungen der Schimmelpilzbelastung in der umgebenden Hallenluft in Zusammenhang. Dadurch wird ein nachteiliger Eintrag von Schimmelpilzen aus der Halle in die Kabine belegt. Abdichtungsmaßnahmen an der Kabine wurden empfohlen, was sich aufgrund der erfolgreichen Kontrollmessung nach der Umsetzung als richtig erwies.

Zusammenfassung

Die hohe Transparenz beim Nachweis der Effektivität einer technischen Schutzmaßnahme erlaubt eine Entkoppelung der gutachterlichen Arbeitsplatzbewertung vom TKW. Zufallsbefunde bei der Schimmelpilz-Messung in der Abfallwirtschaft sind durch Messung der Verlaufskurven der Schimmelpilzbelastung ausgeschlossen. Optimierungsvorschläge können noch während eines Ortstermins ausgetestet und bei Erfolg in die schriftliche Arbeitsbereichsanalyse eingearbeitet werden. Die Analyse in schriftlicher Form kann auf Wunsch von dem Mitarbeiter vor Ort erstellt und ausgehändigt werden. Dieser Ansatz im technischen Arbeitsschutz wird von Versicherungsträgern wie z.B. der BG Verkehr unterstützt. Die Arbeitsbereichsanalyse wird transparent und dadurch leicht nachvollziehbar ausgeführt, so dass auch Aufsichtsbehörden sie anerkennen können.

Schimmelpilze messen und Schimmel in der Umwelt

Vorkommen von Schimmelpilzen

Dieser Beitrag des Labor Dr. Missel in Hannover informiert über das Vorkommen von Schimmelpilzen im alltäglichem Umfeld des Menschen. Er zeigt auf, wo man überall Schimmelpilze messen kann. Schimmelpilze gehören bekanntermaßen wie Bakterien zu den Mikroorganismen und kommen als Zerstörer organischen Materials deshalb überall in der Natur vor. Entsprechend sind sie auch in der Luft immer und überall nachweisbar. Das Immunsystem des Menschen wird folglich nicht nur in Wohnräumen, sondern auch in der Außenluft ständig mit Schimmelpilzen konfrontiert.

Bild 1 Schimmelpilze messen: Mit Schwärze-Schimmelpilzen bewachsene Blätter

Bild 1 Schimmelpilze messen: Mit Schwärze-Schimmelpilzen bewachsene Blätter

Der weit überwiegende Teil der normalerweise in der Luft enthaltenen Schimmelpilze stellt für den Menschen im Grunde genommen keine besondere Gesundheitsgefahr dar. Im Falle dauerhaft erhöhter Konzentrationen in der Luft indes oder aber bei verminderten Abwehrkräfte und besonderer Empfindlichkeit gegen Umweltstoffe können aber auch üblicherweise als „ungefährlich“ einzustufende Schimmelpilze Risiken bergen und die Gesundheit des Menschen beeinträchtigen.

Konzentrationen von Schimmelpilzen in der Luft außen

Die Verbreitungseinheiten von Pilzen, die Pilzsporen, verbreiten sich über die Luft, wobei die natürliche Umgebungsluft Pilzsporen in sehr unterschiedlichen Konzentrationen enthält. In Frühsommer bis Herbst, wenn das Nährstoffangebot für Pilze am höchsten ist und die Sporenbildung einsetzt, findet man infolgedessen außen die höchsten Schimmelpilz-Konzentrationen. Dann kann man in der natürlichen Außenluft 1.000 bis 10.000 Koloniebildende Einheiten pro Kubikmeter Luft (KBE) /m3 oder mehr Schimmelpilze messen.

Das Labor Dr. Missel in Hannover konnte bei eigenen Untersuchungen in trockenen Frühsommern direkt nach Platzregenereignissen in der Außenluft oft Cladosporium-„Schwärzepilze“ und Hefen von 50.000, in Ausnahmefällen sogar 100.000 KBE/m3 Schimmelpilze messen. Demgegenüber erreichen Schimmelpilze in Außenbereichen wegen der insgesamt stark reduzierten biologischen Aktivität in der Natur meist nur Konzentrationen in der Größenordnung von wenigen 100 KBE/m3 oder sogar weniger. Im Jahresdurchschnitt liegen die Schimmelpilz-Konzentrationen in der Außenluft bei etwa 1.000 bis 2.000 KBE/m3.

Bild 2 Schimmelpilze messen: Luftprobe von außen mit vielen Schwärze-Schimmelpilzen und Hefen

Bild 2 Schimmelpilze messen: Luftprobe von außen mit vielen Schwärze-Schimmelpilzen und Hefen

Konzentrationen von Schimmelpilzen in pilzbefallenen Innenräumen

Zum Vergleich: In einer „normal bewohnten“ Wohnung mit großflächigem Schimmelbefall an Wänden kann man im Regelfall höchstens 1.000, in äußerst schwer befallenen Innenräumen in Ausnahmefällen 10.000 KBE/m3 „befallstypische“ Schimmelpilze messen. Schimmelpilze messen in Konzentrationen von 10.000 bis 100.000 KBE/m3 wird man in Wohnräumen gleichwohl nur während oder direkt nach einer umfassenden handwerklichen Schimmelbeseitigung. Zu gesundheitlichen Wirkungen der „befallstypischen“ und „natürlichen“ Schimmelpilze lesen Sie mehr unter https://www.schimmelberatung-niedersachsen.de

Verrottende organische Materialien wie z.B. Laub, Kompost, Papierabfälle oder Biomüll können extrem hoch mit Schimmelpilzen belastet sein. Darunter sind dann häufig auch gesundheitlich bedenklichere (infektiöse und / oder besonders stark sensibilisierend wirkende) Spezies. Bei Tätigkeiten wie z.B. der Laubsammlung mit Laubsaugern, der Entleerung von Müllsammelgefäßen in Abfallbehälter oder bei der landwirtschaftlichen Bodenbearbeitung, aber auch in zu feuchten Aktenlagern kann der Mensch dann u.U. entsprechend hoch belastet werden. Nicht selten kann man hier Expositionen von 10.000 bis 100.000 KBE/m3 oder mehr Schimmelpilze messen.

An Biotonnen Schimmelpilze messen: Ergebnisse aus der Forschung

Das Labor für Arbeits- und Umwelthygiene in Hannover hat in Zusammenarbeit mit dem Witzenhausen-Institut im Zeitraum 2001 / 2002 neun verschiedene Bioabfallbehälter-Typen unterschiedlicher Hersteller eingehend hinsichtlich der Höhe der Pilzsporen- und Bakterienfreisetzung während der Benutzung durch den Bürger untersucht. Zur Anwendung kam dabei übrigens das Messverfahren der Korrelierten Partikelzählung nach Missel https://www.schimmelpilz-messungen.de/korrelierte-partikelzaehlung. Die lufthygienischen Untersuchungen ergaben bei einigen Tonnen hohe Luftbelastungen bis in den Bereich 1 Million bis 10 Millionen KBE/m3, wobei die Luftkeimflora sehr deutlich von Schimmelpilzen dominiert war.

Bei der Mehrzahl der bemessenen Biotonnen konnte man Konzentrationen im Bereich von 100.000 bis 1 Million KBE/m3 emittierte Schimmelpilze messen. Die Konzentrationen luftgetragener Bakterien lagen dabei ein bis zwei Größenordnungen unter denen der Schimmelpilze. Keimfreisetzungen aus geschlossenen Biotonnen haben wir allerdings nicht nachweisen können. Ebenso führte das Öffnen des Deckels bei keiner Biotonne zu einem bedeutenden Austritt von Schimmelpilzen und / oder Bakterien. Das Zuklappen des Tonnendeckels nach einem Füllvorgang demgegenüber bewirkt die Komprimierung der mit gut schwebfähigen Sporen angereicherte Tonnenluft, die folglich dann aus den Tonnen verdrängt wird. Hieraus resultieren dann die an den Tonnen gemessenen Konzentrationsspitzen (siehe das unten stehende Bilde 3).

Bild 3 Schimmelpilze messen: Ergebnisse der Messungen an Biotonnen

Bild 3 Schimmelpilze messen: Ergebnisse der Messungen an Biotonnen

Wie kann man sich vor Schimmelpilzen an Biotonnen schützen?

Der Benutzer einer Abfalltonne schützt sich gut bereits dadurch, dass er für die Dauer des Befüllens einer Biotonne das Atemzugvolumen möglichst niedrig hält. Nach unseren Untersuchungsergebnissen können Gesundheitsgefährdungen durch Schimmelpilze und Bakterien, die geschlossene Biotonnen eventuell ausstoßen, ausgeschlossen werden. Biotonnen sollten aber möglichst im Freien an einem schattigen Standort aufgestellt und dort auch befüllt werden.

Gibt es eine Gesundheitsgefährdung durch Pilze in Biotonnen?

Ein gegenüber Restmülltonnen erhöhtes Risiko an Allergien, z.B. gegenüber Schimmelpilzen, zu erkranken besteht nach den vorliegenden Erkenntnissen nicht. Durch Toxine ausgelöste Krankheiten beim Benutzer einer Biotonne sind aufgrund der ohnehin relativ kurzen Expositionsdauer ebenso wenig wahrscheinlich. Eine besonders hohe Infektionsgefahr durch obligat pathogene Mikroorganismen gibt bei der Benutzung von Biotonnen ebenfalls nicht, da u.U. gefährliche Viren oder Bakterien wie Salmonellen nicht nur in Biomüll, sondern ebenso auch in Restabfällen enthalten sein können. Pathogene Mikroorganismen stellen für den Benutzer von Biotonnen ohnehin keine größere Gesundheitsgefahr dar, sofern direkter Hautkontakt mit den Abfällen in den Behältern vermieden wird.

Gibt es überhaupt Krankheitserreger in Biotonnen?

Im Hinblick auf die Freisetzung fakultativ pathogener – das heißt anders ausgedrückt „gegebenenfalls krankmachender“ – Mikroorganismen sind Bioabfälle allerdings definitiv kritischer zu bewerten als Restabfälle. In Bioabfällen kann es zu einer erheblichen Vermehrung potenziell infektiöser Aspergillus-Schimmelpilze kommen. Im Vordergrund Aspergillus fumigatus, der als eindeutig infektiös eingestuft ist. Das Auftreten dieser Schimmelpilz-Spezies in relevanten Konzentrationen ist allerdings nur im Hochsommer zu erwarten.

Im Falle einer ausgeprägten Schwächung der Infektabwehr können die fakultativ pathogenen Schimmelpilze Erkrankungen z.B. der Lunge auslösen. Gefährdet sind jedoch nur Personen mit vorerkrankter Lunge oder mit einer Immundefizienz, beispielsweise nach schweren operativen Eingriffen. Erkrankte Personen sollten sich generell so weit wie möglich vor hohen Konzentrationen an luftgetragenen Mikroorganismen schützen und auch Biotonnen nicht benutzen. Personen, die bereits Allergien gegenüber Schimmelpilzen entwickelt haben, sollten Biotonnen und Restabfalltonnen gleichermaßen meiden.

Schimmelpilze messen in Konzentrationen von wenigen hundert Sporen je Kubikmeter Luft bedeutet, dass in diesem Umfeld schon allergische Reaktionen bei entsprechend gegen Pilze sensibilisierten Menschen ausgelöst werden können. Diese Konzentrationen wurden gleichwohl bei allen Schimmelpilz-Messungen an den verschiedenen Biotonnen-Typen immer deutlich überschritten.

Veröffentlichungen von Dr. Thomas Missel (Hannover) zum Thema

Missel, T., Hartung, J., und Schappler-Scheele, B. (1997). Fungal spores and actinomycetes in the working environment of biocompost plants. 9th International Congress in Animal Hygiene, Helsinki 1997, Proceedings p. 646 – 649

Missel, T., Hartung, J., und Schappler-Scheele, B. (1997). Keimemission in Biokompostieranlagen. 4. Simpozij iz higiene okolja in DDD dejavnosti, Veterinarska fakulteta v Ljubljani 1997, S. 46 – 49

Missel, T., Hartung, J., und Schappler-Scheele, B. (1998). Keimemission an Arbeitsplätzen in Biokompostieranlagen. In: Proceeding Fachtagung der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG), 25./26. 03. 1998, München, 75-102.

Hartung, J., Schappler-Scheele, B., Schürmann, W., Missel, T., Benning, C. und Weber, J. (1998). Arbeitsmedizinische Untersuchungen und Befunde bei Arbeitnehmern in Kompostwerken. In: Proceeding Fachtagung der Deutschen Veterinärmedizinischen Gesellschaft (DVG), 25./26. 03. 1998, München, 153-175

Hartung, J., Missel, T. und Schappler-Scheele, B. (1998). Lufthygienische Messungen an Arbeitsplätzen von Kompostwerken – Methodik und Ergebnisse. In: K. Wiemer und M. Kern (Hrsg.): Bio- und Restabfallbehandlung II. M.I.C. Baeza Verlag, Witzenhausen, 1998, 269-290

Veröffentlichungen von Dr. Thomas Missel (Hannover) zum Thema

Schappler-Scheele, B., Hartung, J., Schürmann, W., Missel, T., Benning, C. und Weber, J. (1998). Untersuchung der gesundheitlichen Gefährdung von Arbeitnehmern der Abfallwirtschaft in Kompostieranlagen. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB 844, 1999, ISBN 3-89701-357-6, ISSN 1433-2086

Schappler-Scheele, B. und Missel, T. (1998). Gefährdungsanalyse von Keimemissionen in Kompostieranlagen und arbeitsmedizinische Relevanz für die Praxis – Ergebnisse einer Untersuchung in 42 Biokompostieranlagen. In: Wiemer, K. und Kern, M. (Hrsg.): Bio- und Restabfallbehandlung III, Mic. Baeza-Verlag Witzenhausen, ISBN 3-928673-29-7, 1. Auflage 1999, S. 223-252

Missel, T. (1999): Biologische und physikalische Charakterisierung luftgetragener Partikel an Arbeitsplätzen in der Abfallwirtschaft. Diss. Fachbereich Biologie der Universität Hannover

Göttlich, E., Beck, E.-M., Böhm, R., Danneberg, G., Gerbl-Rieger, S., Hofmann, R., Koch, A., Kühner, M., Kummer, V., Liebl, K., Missel, Th., Neef, A., Palmgren, U., Rabe, R., Schilling, B., Tilkes, F. und Wieser, P. (1999). Erfassung von luftgetragenen kultivierbaren Mikroorganismen aus Kompostierungsanlagen – Emission und Immission. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 59, Springer – VDI Verlag 6/1999: S. 209 – 218

Missel, T. (2000). Keim- und Staubbelastung von Müllwerkern bei der Abfallsammlung. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft 60, Springer – VDI Verlag 4/2000: S. 150-157

Veröffentlichungen von Dr. Thomas Missel (Hannover) zum Thema

Bünger, J., Schappler-Scheele, B. und Missel, T. (2002). Bewertung der Gesundheitssituation in Kompostwerken – Ergebnisse einer 5-Jahresstudie in 42 Kompostierungsanlagen. In: Wiemer, K. und Kern, M. (Hrsg.): Bio- und Restabfallbehandlung VI, Mic. Baeza-Verlag Witzenhausen, ISBN 3-928673-38-6, 1. Auflage 2002, S. 365 – 380

Küppers, M., Missel, T. und Felten, C. (2002). Microbiological exposure of workers in waste sorting plants: new ways of assessment and reduction. In: The Future of Waste Management in Europe. Tagungsband des Kongress von VDI Gesellschaft GVC / DECHEMA e.V., Straßburg 09/2002, s. 231 – 234

Bünger, J., Schappler-Scheele, B., Missel, T., Hilgers, R., Kämpfer, S., Felten, C., Leifert, I. und Hasenkamp, P (2003). Gesundheitsrisiken in Kompostierungsanlagen durch biologische Arbeitsstoffe: Ein 5-Jahres-Follow-up. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB 993, 2003, ISBN 3-86509-025-7, ISSN 1433-2086

Felten, CF., Albrecht, A., Missel, T. und Willer, E. (2006). Schimmelpilzkonzentrationen an Arbeitsplätzen in Kompostierungsanlagen im Vergleich zum technischen Kontrollwert der TRBA 211.  Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB 1081, 2007, ISBN-10: 3-86509-593-3, ISSN 1433-2086

Bünger, J., SCHÖNEICH, R., Felten, C., WILLER, E. und Missel, T. (2010). Gesundheitsrisiken in Kompostierungsanlagen durch biologische Arbeitsstoffe: Ein 10-Jahres-Follow-up. Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, In Vorbereitung

 

 

Bakterien und Endotoxine in Autowaschanlagen messen

Biostoffverordnung und Arbeitssschutz in Fahrzeugwaschanlagen

Es ist bekannt, dass kreislaufgeführtes Waschwasser in Fahrzeugwaschanlagen einer erheblichen Verkeimung unterliegen kann. In Arbeitsbereichen mit verstärkter Aerosolbildung ist eine Gefährdung der Gesundheit exponierter Mitarbeiter durch Bakterien und Endotoxine in Autowaschanlagen möglich. Bei der Hochdruckreining mit kreislaufgeführtem Brauchwasser in Waschanlagen handelt es sich um einen nicht gezielten Umgang mit biologischen Arbeitsstoffen. Für diesen ist gemäß Biostoffverordnung zum Schutz der Beschäftigten eine qualifizierte Gefährdungsbeurteilung erforderlich.

Kreislaufgeführtes Brauchwasser – Bakterien und Endotoxine in Autowaschanlagen

Nicht nur natürliche Wasservorkommen, auch Wasserinstallationen und technische Anlagen sind Lebensraum für die verschiedensten Mikroorganismen. Im Medium Wasser stehen i.d.R. Bakterien im Vordergrund, aber auch Schimmelpilze können hier wachsen und sich vermehren. In verschmutztem Wasser wie z.B. in Wasserreservoirs von Abwasseraufbereitungsanlagen kann es – insbesondere bei längeren Aufenthaltszeiten – zur starken Vermehrung der Mikroorganismen kommen. Dies betrifft nicht nur Anlagen wie z.B. solche zur Klärung von kommunalem Abwasser, das naturgemäß viel löslichen Kohlenstoff und sehr große Mengen an Bakterien enthält. Auch Fahrzeugwaschanlagen oder mobile Reinigungsfahrzeuge wie z.B. zur Abfalltonnenspülung gehören dazu. Schließlich haben Schmutzanhaftungen an Fahrzeugen, Maschinen und Abfallsammelgefäßen im Regelfall einige Organik aufzubieten. Diese kann sich durch den Waschvorgang lösen und steht damit Bakterien und Pilzen zu ihrer Vermehrung zur Verfügung.

 

Bild 1: Bioaersolbildung bei der mobilen Abfalltonnenreinigung

 

Welche Faktoren haben Einfluss auf den Verkeimungsgrad des Brauchwassers?

Kreislaufgeführtes Waschwasser in Fahrzeugwaschanlagen kann bekanntermaßen erheblich mit Mikroorganismen belastet sein (Lit.). Die Höhe der mikrobiellen Belastung kreislaufgeführten Wassers durch Bakterien und Endotoxine in Autowaschanlagen ist abhängig von sehr vielen Parametern: Neben der eigentlichen Aufbereitungstechnik gehören dazu die Wassertemperatur, die Art und die Dosierung von antimikrobiellen Zusätzen sowie Betriebs- und Stillstandszeiten. Erfahrungsgemäß haben auch die Art der Verschmutzung der gereinigten Fahrzeuge, die Betriebsgewohnheiten bei der Reinigung und Wartung der Aufbereitungsanlage sowie die allgemeine Hygiene innerhalb des jeweiligen Betriebes großen Einfluss auf die Verkeimung des Brauchwassers. Das in aufbereitetem Waschwasser vorherrschende Keimspektrum ist äußerst variabel und reagiert u.U. empfindlich auf die vorgenannten Betriebsparameter.

 

Bild 2: Bioaersolbildung in einer Maschinenreinigungsanlage

 

Neben relativ harmlosen, im alltäglichen Lebensumfeld des Menschen weit verbreiteten Mikroorganismen, die ihren natürlichen Standort z.B. im Boden haben und auch in „normalem“ Hauskehricht zu finden sind, kann es in Fahrzeugwaschanlagen auch zur Vermehrung von pathogenen Mikroorganismen wie z.B. bestimmten Enterobakterien und Pseudomonaden oder von Legionellen kommen (Lit.). Diese Mikroorganismen sind auch in Sprühnebeln und Aerosolen enthalten, die sich beim Waschprozess bilden und weiträumig verteilen können. Mitarbeiter, die sich in Bereichen mit Sprühnebelbildung aufhalten, können mikrobiell belastete Aerosole nicht nur einatmen. Auch eine Aufnahme durch Haut-, Schleimhaut- und ggf. durch Wundkontakt ist möglich. Durchfeuchtete Arbeitskleidung und feuchtes Milieu in Handschuhen oder Stiefeln können zu Hautaufweichungen führen, wodurch die Aufnahme in den Körper begünstigt wird.

Wie sind Keimbelastungen im Brauchwasserbereich hygienisch zu bewerten?

Eine technisch basierte Richtkonzentration für maximal zulässige Mikroorganismen-Konzentrationen entsprechend dem TKW der TRBA 214 gibt es für Arbeitsplätze in Fahrzeugwaschanlagen nicht (siehe auch https://www.schimmelpilz-messungen.de/2017/06/22/schimmelpilze-am-arbeitsplatz-messen-und-technischer-kontrollwert-tkw/). Dies liegt u.a. darin begründet, dass Bioaerosole in diesen Anlagen sehr deutlich von Bakterien dominiert werden und es bisher kein adäquates Messverfahren für austrocknungsempfindliche Bakterien in der Luft gibt. Der TKW kann aber – zumindest was sensibilisierend wirkende biologische Arbeitsstoffe in der Luft angeht – als Vergleichswert zur hygienischen Beurteilung der Arbeitsplatzsituation mit Mikroorganismen der Risikogruppe 1 (nicht infektiös) herangezogen werden.

 

Bild 3: Bioaerosolbildungen und Endotoxinmessung in einer Fahrzeugwaschalage

 

Worauf ist das Hauptaugenmerk bei der Gefährdungsbeurteilung zu richten?

Analog zur Gefährdungsbeurteilung für abwassertechnische Anlagen ist davon auszugehen, dass das Hauptaugenmerk bezüglich Gefährdung durch Bakterien und Endotoxine in Autowaschanlagen auf

  1. die orale Aufnahme auf Grund von Hygienefehlern (Schmierinfektion),
  2. das Einatmen mikrobiell belasteter Aerosole,
  3. das Eindringen von Infektionserregern über vorgeschädigte bzw. verletzte Haut oder über die Augenschleimhaut und
  4. das Verschlucken von keimbelastetem Spritzwasser

zu richten ist. Es ist zu vermuten, dass es sich bei den Bakterien, die bei einem Fahrzeugwaschvorgang aus dem Brauchwasser in die Luft übergehen und maßgeblich bei der Bioaerosolbildung sind, um die gleichen Spezies handelt, die auch im Waschwasser vorhanden sind. Bis zum Erhalt gegenteiliger Informationen kann davon ausgegangen werden, dass wie in abwassertechnischen Anlagen die Zahl vitaler Infektionserreger in den einatembaren Aerosolen nicht groß genug ist, um eine unmittelbare Erkrankung durch Infektion auszulösen.

Mit welchen Mikroorganismen ist zu rechnen?

Mit einiger Zurückhaltung lässt sich aus den von bisherigen Messungen in Autowaschanlagen zur Verfügung stehenden Messdaten schließen, dass die Gefährdung durch biologische Arbeitsstoffe bei der Hochdruckreinigung in Waschanlagen

  • bezüglich Bakterien in der Größenordnung von abwassertechnischen Anlagen und Fahrzeugwaschanlagen (beide Schutzstufe 2) liegt,
  • bezüglich Endotoxinen (= Bruchstücke gramnegativer Bakterien wie z.B. E. coli) mit der Gefährdung in landwirtschaftlichen Betrieben vergleichbar ist und
  • bezüglich Schimmelpilzen vernachlässigbar ist.

Es muss hier herausgestellt werden, dass eine objektive Gesamtbeurteilung der Infektionsgefährdung nicht möglich ist, da es zur Zeit noch kein Verfahren gibt, mit dem eine mögliche Gefährdung wie bei den chemischen Gefahrstoffen mit Hilfe von Grenzwerten quantitativ analysiert werden könnte und es nicht möglich ist, aufgrund einzelner Messergebnisse auf die generelle mikrobielle Zusammensetzung kreislaufgeführten Wassers zu schließen.

 

Literatur:

ANONYM: Ergebnisbericht der mikrobiologischen Untersuchungsreihen von Betriebswasser in Fahrzeugwaschanlagen (Juli 2003). Fachausschuss Maschinenbau Fertigungssysteme Stahlbau (FA MFS) der Süddeutschen Metall-BG, Mainz

ANONYM: Bek. des BMA vom September 2013: Die TRBA 220: Sicherheit und Gesundheit bei Tätigkeiten mit biologischen Arbeitsstoffen in abwassertechnischen Anlagen. Bundesarbeitsblatt

ANONYM: Handlungshilfe zur Umsetzung der Biostoffverordnung – Fahrzeugwaschanlagen (Oktober 2000). BG Verkehr (ehem. BG für Fahrzeughaltungen) Hauptverwaltung Hamburg

Treder, W., Tilkes, F. und Eikmann, T. (2001). Mikrobiologische Befunde aus Untersuchungen von Autowaschkabinen. Umweltmed Forsch Prax 6(1) 2001, S. 33 – 41

Schimmelpilze am Arbeitsplatz messen: Technischer Kontrollwert/TKW

Was ist ein Technischer Kontrollwert / TKW?

Schimmelpilze am Arbeitsplatz messen: Welche Grundlagen zur Arbeitsplatzbewertung beim Umgang mit biologischen Arbeitsstofen gibt es? Mit Erscheinen der TRBA 214 „Abfallbehandlungsanlagen einschließlich Sortieranlagen in der Abfallwirtschaft“ 2007 gibt es erstmals einen Technischen Kontrollwert (TKW) für Schimmelpilze zur Beurteilung der Wirksamkeit einer technischen Schutzmaßnahme. Der TKW liegt bei 5,0 x 104 (= 50.000) Koloniebildenden Einheiten (KBE) Schimmelpilze /m3 und  gilt wohlgemerkt nur für Arbeitsplätze in der Abfallwirtschaft. Der TKW ist ein erfahrungsbasierter Zielwert, wobei er an der Leistungsfähigkeit modernerer Belüftungsanlagen ausgerichtet ist. Er wurde mittels statistischer Verfahren aus vielen Erfahrungswerten verschiedener Prüfinstitute – darunter das Labor für Arbeits- und Umwelthygiene – abgeleitet. Der TKW ist also nicht als gesundheitsbasierter Wert im Sinne eines „echten Grenzwertes“ z.B. für ein Genehmigungsverfahren zu verstehen (Lit.).

Welche Probleme treten bei einer TKW-Überprüfung auf?

Die messtechnische Überprüfung einer Schutzmaßnahme auf Einhaltung des TKW ist in der Praxis nicht ganz so einfach, wie es zunächst ausschaut. Die anlagenbetriebsbedingte Freisetzung von Schimmelpilzen im Schichtverlauf ist in Abfallbehandlungsanlagen generell beträchtlich. Deshalb können Messergebnisse von ein- und demselben Arbeitsplatz sehr unterschiedlich ausfallen. Deshalb muss der Zeitpunkt einer messtechnischen Bestandsaufnahme zur Sicherstellung der Realitätsnähe und Repräsentativität sehr gut gewählt sein. Beachtenswerterweise sind die Schwankungen der momentanen Schimmelpilzbelastung an technisch belüfteten Arbeitsplätzen nach den Erfahrungen besonders groß. Wobei grundsätzlich zu sagen ist, dass Schwankungen der Schimmelpilz-Konzentrationen umso stärker ausgeprägt sind, je höher die Effektivität einer Lüftung ist (siehe auch: https://www.schimmelpilz-messungen.de/korrelierte-partikelzaehlung/). Eine Wirksamkeitsbeurteilung anhand stichpunkthafter Schimmelpilzmessungen ist bei sehr leistungsstarken Lüftungen daher besonders schwierig und enorm fehleranfällig.

Wie werden die messtechnischen Probleme gelöst?

Das Labor Dr. Missel verfügt mit dem Messverfahren der Korrelierten Partikelzählung über das optimale Instrument zur Feststellung und Beurteilung der Leistungsfähigkeit einer technischen Schutzmaßnahme wie z.B. die Lüftung in einer Sortierkabine oder in einem Radlader. Stark zerklüftete, genauer gesagt: von kurzzeitigen Konzentrationsspitzen geprägte Verläufe ohne nennenswerte Belastungsplateaubildungen belegen einen schnellen Abtransport freigesetzter Staubpartikel und eine hohe Leistungsfähigkeit einer Lüftungsanlage. Sobald bei einer messtechnischen Überprüfung der Nachweis gelingt, dass Konzentrationsspitzen an technisch belüfteten Arbeitsplätzen ausschließlich durch die Arbeitsorganisation bedingt sind, kann sich der Untersucher der technischen Schutzmaßnahme von dem Kontrollwertkonzept der TRBA 214 (TKW) lösen. Die Leistung einer Lüftungsanlage darf er in diesem Fall ungeachtet der Höhe der Schimmelpilz-Spitzenbelastungen positiv beurteilen.

Beispielfall für Schimmelpilze am Arbeitsplatz messen:

Ein Beispielfall ist unsere Radladerüberprüfung in einem Kompostwerk, wobei die „traditionelle“ Schimmelpilzmessung am Arbeitsplatz nach TRBA / IFA ein Messergebnis deutlich größer 5,0 x 104 KBE/m3 und damit eine TKW-Überschreitung ergab. DieVerlaufskurve der Schimmelpilz-Konzentrationen belegt allerdings, dass am Arbeitsplatz in der Fahrerkabine ausschließlich kurzzeitige Konzentrationsspitzen auftreten und die Kabinenbelüftung auch einer Belastungsplateaubildung im gesamten Schichtverlauf effektiv entgegenwirken kann. Die Schimmelpilz-Konzentrationsspitzen im Führerhaus fielen zeitlich exakt mit dem Öffnen der Fahrertür in hoch belasteten Arbeitsbereichen zusammen. Die Kabinenlüftung wurde aufgrund der Lüftungskenndaten ungeachtet einer TKW-Überschreitung im Gutachten als „sehr gut wirksam“ bewertet. Die ungeachtet dessen erforderlichen Maßnahmen zur Reduzierung der Schimmelpilz-Immissionen im Führerhaus konnten aber auf Organisatorisches begrenzt werden.

 

 

Schimmelpilze am Arbeitsplatz messen: Verlaufskurve Arbeitsplatzbelastung

Schimmelpilze am Arbeitsplatz messen: Verlaufskurve Arbeitsplatzbelastung

Bild: Wirksamkeitsüberprüfung der Kabinenlüftung in einem Radlader: Durch die Kombination kontinuierliche Schimmelpilzmessung / laufende Luftfeuchtigkeitsmessung wird zwar ein organisatorischer Mangel belegt. Zeitweise Überschreitungen des TKW werden aber alleine durch das Öffnen der Fahrerkabinentür hervorgerufen. Maßnahmen müssen lediglich auf die Beseitigung „organisatorischer Defizite“ ausgerichtet werden, aufwendige technische Nachbesserungen oder Umrüstungen und Wiederholungsmessungen können trotz deutlicher TKW-Überschreitung entfallen.

 

Literatur:

Anonym: Bek. des BMA vom April 2007, Ausgabe September 2013: Die TRBA 214. Abfallbehandlungsanlagen einschließlich Sortieranlagen in der Abfallwirtschaft. Bundesarbeitsblatt

MISSel, T. und Felten, C. (2006). Wirksamkeitsüberprüfung Technischer Schutzmaßnahmen in der Abfallwirtschaft mit der Korrelierten Partikelzählung. Ergo-Med Nr. 3 06/2006, S. 84-89

Felten, CF., Albrecht, A., Missel, T. und Willer, E. (2006). Schimmelpilzkonzentrationen an Arbeitsplätzen in Kompostierungsanlagen im Vergleich zum technischen Kontrollwert der TRBA 211.  Schriftenreihe der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, FB 1081, 2007, ISBN-10: 3-86509-593-3, ISSN 1433-2086